Braten vom Rind, mit Gewürzen in Sauermilch mariniert, mit Speck geschmort – ein Rezept zu Peter Polters Episoda 150802 Dresden Theaterplatz
Sauerbraten werden in diversen Regionen der deutschsprachigen Welt gekocht: im Rheinland, in Schwaben und Franken, im Thurgau, in Basel und Bern. Die Sächsische respektive die Dresdner Variante aber hat geradezu den Status eines Nationalgerichts. Seltsamerweise haben wir nirgends eine Erklärung gefunden, was den Dresdner Sauerbraten ausmacht – die Rezepte indes sprechen für sich: das Fleisch wird nämlich nicht in Essig, Bieressig, Apfelwein oder Rotwein sauer eingelegt, sondern in Buttermilch.
In Dresden gilt der Sauerbraten vielen Zeitgenossen als eine typische Touristenfalle – und er wird in den Lokalen im Zentrum der Stadt auch tatsächlich in sehr unterschiedlichen Qualitäten angeboten. Die bekömmlichste Version haben wir in der «Kurfurstenschenke» an der Frauenkirche bekommen, wo der Braten mit einer «pikanten Rosinensosse» serviert wird. Das Fleisch war feinfaserig und relativ trocken, die hellbraune Sauce leicht säuerlich und leicht süsslich, dezent gewürzt (wir glaubten Zimt, Pfeffer, Muskat und Nelken zu riechen) – nicht schlecht, aber auch nicht sehr eigenwillig.
Wer sich vom schlechten Ruf des Dresdner Bratens nicht abschrecken lässt und das Fleisch selbst zubereitet, der macht die Bekanntschaft eines auf ganz unverwechselbare Weise würzigen Küchenkunststücks. Schon beim Beizen des Fleisches entwickelt sich mit jedem Tag mehr ein geheimnisvoller Duft, der wohl auf das Zusammentreffen von Fleisch und Buttermilch zurückzuführen ist und von den Gewürzen zusätzlich angetrieben wird. Dieser liebliche, an die Luft in Patisserien erinnernde Odeur, übersetzt sich beim Schmoren des Fleisches in ein ebenso singuläres, jedoch stärker körperliches Aroma. Der Geschmack von Sauce und Fleisch ist auf eine Weise würzig, süsslich und ganz leicht säuerlich, wie man es sonst vor allem von sizilianischen Rezepten kennt. Eine Testperson unseres ersten Versuchs war sogar überzeugt, die Sauce sei mit Orangenzeste und Saft gewürzt.
Das Fleisch sollte wenigstens vier Tage in der Marinade liegen. Die genaue Kochzeit hängt von dem verwendeten Stück ab – wir nehmen im Rezept ein Schulterfilet, das etwa zwei Stunden garen muss. Zum Sauerbraten werden traditionell Apfelrotkraut und Kartoffelknödel serviert. Wir tischen den Braten lieber nur mit Knödeln auf weil das Rotkraut die feine Sauce des Fleisches sonst verdünnt und mit einem Kohlaroma überdeckt.
Marinierzeit 4 bis 5 Tage
Kochzeit 130 Minuten
Zutaten 700 g Schulterfilet vom Rind
2 Zwiebeln (180 g), in Schnitzen
2 Karotten (150 g), geschält, in fingerdicken Rädchen
1 TL Schwarzer Pfeffer, ganz
1 TL Wacholder
1 TL Piment
8 dl gesäuerte Buttermilch
1 EL Rapsöl
50 g feine Speckwürfel
2 TL Salz
50 g Basler Läckerli
Salz zum Abschmecken
First Publication: 15-8-2015
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