Geschichte. Laut Brigitte Bartha-Pichler und Markus Zuber («Haferwurzel und Feuerbohne», S. 122), auf die wir uns in diesem Abschnitt hauptsächlich beziehen, gibt es drei Wildkarotten, die als Vorfahren der kultivierten Karotte in Frage kommen: die mitteleuropäische und die mediterrane Wildkarotte (mit weissen Rüben) sowie die afghanische Wildkarotte (mit gelben, teils purpurroten Rüben). Möglicherweise ist unsere heutige Zuchtkarotte eine Kreuzung dieser drei Sorten.
Schon in Römischer Zeit war eine Karotte bekannt, die mit ihrer länglichen Form und ihrer hellorangen Farbe unserer heutigen Karotte sehr ähnlich sah – sie ist im Codex des griechischen Arztes Dioscurides abgebildet.
«Die stark carotinhaltigen orangefarbenen Möhren tauchten erstmals Ende des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden auf. Sie sind dort aus gelben Möhen entwickelt worden und verdrängten durch weitere züchterische Verbesserungen im 19. Jahrhundert schliesslich die andersfarbigen Sorten. Die danach bei uns gebräuchlichen Sepisezuchtsorten stammen aus Frankreich, Holland und England.» (Zitat aus «Haferwurzel und Feuerbohne», S. 122) Wahrscheinlich wurde die orangefarbene Karotte allerdings schon im 16. Jahrhundert in den Niederlanden gezüchtet – sie taucht jedenfalls auf verschiedenen Bildern von Pieter Aertsen (1509-1575) auf.
Pflanze. Die Karotte, Möhre, Mohrrübe, Gelbrübe, Gelbe Rübe oder das Rüebli (Daucus carota; engl. carrot; franz. carotte; span. zanahoria; ital. carota; chin. 胡罗卜 Hú luō bo) gehört zur Familie der Apiaceae (Doldenblütler) Die Karottenpflanze ist zweijährig. Im ersten Jahr bildet sie eine Rosette mehrfach gefiederter Blätter und eine fleischige Wurzel aus. Im zweiten Jahr wächst sie mehr als meterhoch und bildet cremefarbene Blüten. Die Rüben können sehr unterschiedliche Formen annehmen, sie bestehen aus einem inneren Teil (dem Mark oder Herz) und einem äusseren Ring (der Rinde).
In der Schweiz werden Karotten von Juni bis November geerntet. «Die oft mit Laub als Bundmöhren gehandelten Frühsorten sind kaum lagerfähig, während die Spätsorten sich ungewaschen bei 0 bis +2°C bis zu sechs Monate lagern lassen» (Dr. Oetker: «Lebensmittellexikon», S. 541).
Betacarotin. Die charakteristische Farbe der heute gebräuchlichsten Karottensorten ist vor allem auf den hohen Gehalt an Betacarotin zurückzuführen, der bis über 20 mg pro 100 g betragen kann. Damit der Körper das fettlösliche Betacarotin aufnehmen kann, müssen die Karotten allerdings mit Fett angerichtet oder gegart werden, schreibt das Dr. Oetker: Lebensmittellexikon» (S. 541) – andere Quellen meinen, dass das Betacarotin im Verbund mit Fett einfach leichter aufgenommen werden kann.
Karotten aus Carbelotte. «Wenn Papi Charles in Carbelotte seine Karotten aussäte, dann ging er drei Tage lang um sein Feld herum – nichts als einen schwarzen Zylinderhut auf dem Kopf und ein Gebet auf den Lippen. Das Gebet behielt Papi für sich – die Karotten aber verkaufte er auf dem Markt von Port-Louis. Sie wurden süss als wären sie mit Honig geimpft und so aromatisch, dass man für sie jedes Stück Kuchen hätte stehen lassen.» (Georgette Muelas: «Santa Lemusa», S. 59)
First Publication: 31-10-2011
Modifications: 5-11-2015