Suppe aus Rinderhaxen, Tomaten und Gewürzen, mit Koriandergrün und Frühlingszwiebeln – ein Rezept zu Peter Polters Episoda 151023 Palmas Jogos Indígenas
Chambari (manchmal auch Chambaril) gilt als eine Spezialität aus dem brasilianischen Bundesstaat Tocantins. Diese Region, die noch bis 1988 zu Goiás gehörte, war lange schwer zugänglich und also zu einem grossen Teil nur von Indios bewohnt. Die industrielle Entwicklung begann ab den späten 1950er Jahren mit dem ehrgeizigen Bau einer Strasse von Brasília nach Belem. Heute gilt Tocatins als die am schnellsten wachsende Gegend Brasiliens: Landwirtschaft und Agro-Industrie geben den Ton an und locken zahlreiche Migranten aus dem ganzen Land. Die Urbevölkerung wurde weitgehend in Reservate versorgt. 2015 fanden in der Hauptstadt Palmas, einer ab 1990 aus dem Boden gestampften Lieblosigkeit, die ersten Jogos Mundiais dos Povos Indígenas statt (Peter Polter und Elsa Mudame waren vor Ort – ihren Bericht gibt es hier als PDF).
Der Begriff Chambari bezeichnet eine Scheibe von der Rinderhachse – entspricht also dem italienischen Ossobuco. Was das Wort genau bedeutet und woher es stammt, haben wir nicht eruieren können. Es wird fast immer im Zusammenhang mit dem Bundesstaat Tocantins gebraucht und gemeint ist ein Stück vom ausgewachsenen Rind.
Der Chambari-Suppe sind wir erstmals in Palmas auf einem Platz mit dem schönen Namen Bosque dos Pioneiros begegnet. Hier findet an manchen Abenden eine Art Nachtmarkt statt, auf dem diverse Spezialitäten aus der Gegend angeboten werden. Mehrere Stände sind auf Suppen spezialisiert, die fast ausnahmslos Fleisch, Fisch oder Bohnen und Schinken enthalten. Die Caldo de Chambari wird in kleinen Plastik-Schälchen verkauft, kräftig mit Frühlingszwiebeln und Koriander bestreut. Dazu gibt es getrocknetes Weissbrot, das man in die Brühe tunkt, wo es sich innert Sekunden vollsaugt. Auf Wunsch wird auch frittierte Schweineschwarte dazu gereicht – und auf den Tischen stehen kleine Flaschen mit scharfer Chili-Sauce. Die Caldo de Chambari hat eine glasige oder leicht schleimige Konsistenz, die ein wenig an die Suppen in China-Restaurants erinnert – sie ist mit Maniokmehl gebunden und voller klebrig-faseriger Fleischstücke. Caldo de Chambari schmeckt intensiv und direkt nach Gewürzen, nach gebratenem und gesottenem Fleisch, indirekt nach Tomaten und Zwiebeln.
Die Caldo de Chambari ist leicht nachzukochen – braucht aber etwas Zeit. Das Rezept ist sehr ergiebig, denn aus einem guten Kilo Fleisch kann man eine Suppe herstellen, die zehn Leute nährt und befriedigt. Wir servieren Caldo de Chambari gern wie in Palmas mit viel Korianderkraut, Zwiebeln und verschiedenen Chili-Saucen dazu – eine rauchige Jalapeño-Sauce verleiht ihr einen besonderen Reiz.
Wenn wir die Suppe als Hauptspeise auftischen, dann geben wir manchmal ein Stück gekochten oder im Ofen gebackenen Maniok dazu.
Kochzeit gut 4 Stunden
Abkühlzeit wenigstens 1 Stunde
2 EL Rapsöl
2 Scheiben Haxe vom Rind, ca. 3 cm dick, je etwa 600 g
2 TL Salz
2 TL schwarzer Pfeffer
2 TL Kreuzkümmel
2 TL Koriandersamen
2 nicht zu kleine Zwiebeln (300 g), in Streifen
4 Zehen Knoblauch, in Stiften
5 grosse Tomaten (500 g), abgezogen, entkernt und gehackt
1 EL Tomatenkonzentrat
1 frische Lampion-Chili, entkernt und fein gehackt
2 TL Chili-Flocken (zum Beipsiel Papok)
2 TL Zucker
1.5 L kräftige Rinderbrühe
Salz zum Abschmecken
3 EL Maniok-Mehl (notfalls geht auch Maizena)
Viel zerpflücktes Koriandergrün zum Bestreuen der Suppe
Frühlingszwiebeln in Rädchen zum Bestreuen der Suppe
Chili-Sauce (zum Beispiel Tabasco)
First Publication: 28-11-2015
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