Mit Susanne Vögeli (Cookuk)
«Wer meint es sei auf Erden / nur Kummer und Beschwerden / kennt noch nicht das feine Stück / Gott uns hat geschickt zum Glück. / Grün in schönstem Goldlicht glänzt / Körper biegt sich doppelt gschwänzt / sein Duft lässt tremolieren / den Mund nach Bissen gieren / kommt zum Gaumen erst Aroma / fällt Hemmung gleich ins Koma. // Verrät's nicht schon das Knacken in deinen Ohren? / Ich spreche von einem Gürkchen wohl vergoren / im Schlund herrschen Freude, Taumel, süsser Wahn / und im Kopf gehen plötzlich alle Lichter an. / Die Verhältnisse wärn ja auch deutlich besser / regierten die Welt mehr Sauregurkenesser. // Wo auch immer drückt der Schuh / s'Gurkenwunder heilt im Nu.» (Übersetzt von Deon Godet, zitiert nach: «Die Sprache der Gemüse», S. 65,66)
Was will man einer solchen Hymne noch hinzufügen. Henriette Baum, die «Das zweischwänzig Wunder» um 1850 schrieb, war ganz offenbar eine grosse Liebhaberin von Salzgurken. Auch wir mögen Salzgurken sehr – leider nur sind sie in der Schweiz gar nicht so leicht zu bekommen. Zwar füllen massenweise Gläser mit Gurken in allen Grössen die Regale unserer Supermärkte – doch handelt es sich bei diesen «Gewürzgurken» oder «Cornichons» fast ausschliesslich um in Essig eingelegtes Gemüse.
Auch Essiggurken sind eine feine Sache, doch, wie sich ein Spreewald-Gurken-Verkäufer auf einem Zürcher Wochenmarkt ausdrückte: «Wer eine Salzgurke haben kann, der will keine Essiggurke.» Salzgurken sind mit Hilfe von Milchsäuregärung haltbar gemachte Gurken. Kleinere Gurken werden gereinigt, in Gläser oder traditionell in Steintöpfen oder Holzfässer geschichtet, mit mässig salziger Lake übergossen, mit einem Brett oder Stein beschwert und so fermentiert.
Nachfolgend geben wir ein einfaches Grundrezept wieder. Je nach Umgebung kann es vorteilhaft sein, den Gurken eine Startkultur beizugeben – das haben auch unsere Versuche in den Laboratoires Interdisciplinaires Jules Iette gezeigt. Das können ein paar Esslöffel Saft von bereits fermentierten Gurken sein. Alternativ eignen sich auch nicht pasteurisierter Sauerkrautsaft oder Molke.
In fast allen Salzgurkenrezepten werden auch gerbstoffhaltige Blätter mit in den Topf gegeben. Laut Hans Gerlach («Einmachen», S. 72). «schützt die Gerbsäure die Gurken vor dem Weichwerden, bis sich genügend Milchsäure gebildet hat.» Wir verwenden hier Meerrettichblätter – es können jedoch laut Gerlach auch Eichen-, Lorbeer-, Wein-, Himbeer- oder Johannisbeerblätter verwendet werden.
Mit der Zeit bildet sich auf der Oberfläche ein weisslicher Belag, den man auf den ersten Blick mit Schimmel verwechseln könnte. Es handelt sich dabei laut Anna Spreng und Margrit Bühler («Natürlich einmachen», S. 65,66) um sogenannte Chamhefe, die einfach sorgfältig abgeschöpft werden kann.
Gärzeit 30 Tage
50 g nicht jodiertes Meersalz
1 kg junge, unreife Gurken, sogenannte Cornichons, am besten etwa 5 bis 8 cm lang
2 grosse Meerrettichblätter, gewaschen und trocken getupft
ev. 1 dl Saft von bereits fermentierten Gurken
First Publication: 7-7-2014
Modifications: 25-7-2015