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Das Gericht kombiniert das erdige, cremige, leicht süsse und ein bisschen ätherische, blumig-freundliche Aroma des gekochten Selleries mit den herben, leicht bitteren, blutig-herausfordernden Noten der Leber. (September 2015)

Rabbit Offal & Celeriac

Leber und Nieren vom Kaninchen auf Knollensellerie – ein Rezept zu Peter Polters Episoda 150925 London Greenwich

Das Restaurant «St. John» an der gleichnamigen Strasse nördlich der Smithfield Markets in London gilt als der Ort, wo das sogenannte «Nose to tail eating» erfunden wurde – also eine Küche, die auch Innereien und andere Stücke verarbeitet, welche sonst in der Gastronomie oft als minderwertig angesehen werden (oder zumindest wurden). Das Lokal wurde im Oktober 1994 von Fergus Henderson, Trevor Gulliver und Jon Spiteri in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Bacon-Räucherei eröffnet. 1999 hat Fergus Henderson auch ein erstes Buch zu seiner Küche herausgegeben: «Nose to Tail Eating: A Kind of British Cooking». Es wurde 2004 vor allem für den amerikanischen Buchmarkt überarbeitet und erschien dann unter dem Titel «The Whole Beast: Nose to Tail Eating» – mit einer Einführung von Anthony Bourdain, der das «St. Johns» als sein Lieblingsrestaurant bezeichnet (mehr zu diesen Publikationen).

Dass sich auf der täglich wechselnden Karte des «St. Johns» auch das eine oder andere Gericht mit Innereien findet, versteht sich fast schon von selbst. Bei unserem Besuch am Donnerstag, 24. September 2015 haben wir uns für «Rabbit Offal & Celeriac» als Vorspeise entschieden: ein kleines Häufchen cremiger Knollensellerie-Stücke und darauf eine Leber und zwei Nieren vom Kaninchen. In «St. Johns» wurden die Leber und die Nieren nach dem Anbraten wahrscheinlich mit etwas Wein und Brühe abgelöscht. Das hat den Vorteil, dass man in Gestalt von einer Art Jus auch das Aroma aus der Pfanne auf den Teller bekommt. Es hat indes den Nachteil, dass die Organe weniger knusprig schmecken und der Sellerie, der ja selbst auch in Sauce gebunden ist, von einer zweiten Sauce Konkurrenz bekommt, die überdies naturgemäss ein wenig ölig ist (weil natürlich auch das Bratfett mit aus der Pfanne geschwemmt wird). Wir haben uns deshalb für eine etwas andere Zubereitung entschieden. Wir kochen den Sellerie etwas cremiger indem wir zum Schluss etwas Milch beigeben, was das «St. Johns» höchstwahrscheinlich nicht gemacht hat. Dafür aber legen wir die Leber und die Niere in krossem Zustand auf – und bestreuen sie lediglich mit etwas Fleur de Sel oder anderen Salz-Flocken. Das beim Anschneiden aus den Organen tretende Blut schafft dann eine Art Verbindung zwischen den Dingen.

Das Gericht kombiniert in erster Linie das erdige, cremige, leicht süsse und ein bisschen ätherische, blumig-freundliche Aroma des gekochten Selleries mit den herben, leicht bitteren, blutig-herausfordernden Noten der Leber – dazu setzten die kleinen Nierchen frivole Akzente. Uns gefällt auch das Exzentrisch-Florale des weissen Pfeffers, das sich dann und wann bemerkbar macht als ginge jemand mit einem heftige Parfum vorbei.

Das Rezept ist denkbar einfach und der Sellerie lässt sich auch gut länger vor dem Essen verkochen. Ein Problem bei der Vorbereitung dieses Rezeptes aber dürfte die Beschaffung der Kaninchen-Organe sein. Leber ist, in der Schweiz jedenfalls, nur selten zu bekommen – und Nieren vom Kaninchen werden so gut wie gar nie separat verkauft. Wir haben das Rezept deshalb auch schon mit Kalbsnieren oder Leber vom Rind gekocht. Das ist natürlich nicht ganz dasselbe, aber fein schmeckt es auch – das Sellerie-Bett ist eine schöne Ergänzung zu Leber und Nieren aller Art.

Kochzeit 40 Minuten

Zutaten (als Vorspeise für 4 Personen)

1 bis 2 EL Rapsöl

1 grössere Sellerieknolle (ca. 500 g), geschält in Würfeln mit einer Kantenlänge von etwa 1 cm

1 grössere Zwiebel (150 g), fein gehackt

2 dl trockener Weisswein

3 dl kräftige Hühnerbrühe

2 dl Milch

etwas weisser Pfeffer

Salz zum Abschmecken

2 EL Rapsöl zum Anbraten der Innereien

4 Lebern vom Kaninchen

8 Nieren vom Kaninchen

Salzflocken zum Bestreuen der Leber

ev. nochmals etwas weisser Pfeffer

Zubereitung

  1. Das Öl in einer Pfanne erwärmen, die Selleriestücke beigeben und unter häufigem Rühren etwa 5 Minuten dünsten bis das Gemüse leicht angeröstet riecht. Die Zwiebel beigeben und 3 Minuten dünsten bis sie glasig ist. Mit Weisswein ablöschen und kurz aufwallen lassen, dann die Brühe angiessen. Aufkochen lassen, Hitze reduzieren und 30 bis 40 Minuten (je nach Pfanne und Hitze) köcheln lassen, gelegentlich rühren.
    Am Ende dieses Schritts sollten die Selleriestücke nicht mehr in Flüssigkeit schwimmen, aber doch noch in feuchter Umgebung sein.
  2. Milch angiessen und gut 5 Minuten unter häufigem rühren köcheln lassen. Mit Salz abschmecken und etwas weissen Pfeffer dazu mahlen.
    Zum Schluss sollte das Gericht nicht mehr flüssig wirken, aber doch in Teilen aus Sauce bestehen.
    Den Sellerie kann man gut schon länger vor dem Essen zubereiten und dann aufwärmen – ev. unter Zugabe von etwas Flüssigkeit.
  3. Rapsöl in einer Bratpfanne eher stark erwärmen und die Leber je 1 bis 2 Minuten pro Seite anbraten. In der Hälfte der Bratzeit auch die Nieren in die Pfanne geben und kurz rösten. Den Sellerie auf Teller verteilen, die Lebern und die Nieren darauf drapieren und mit etwas Salz-Flocken bestreuen.
    Wer es blumiger mag, kann auch noch etwas weissen Pfeffer auf das Fleisch mahlen.

Je nach Menu und Appetit kann man das Gericht auch gut als Hauptspeise.

Hier im «St. John» an der gleichnamigen Strasse nördlich der Smithfield Markets wurde das sogenannte «Nose to tail eating» erfunden. (September 2015)
«Rabbit Offal & Celeriac» wird im «St. Johns» als Vorspeise serviert.
Zu Beginn ist die Mischung aus Sellerie, Zwiebel, Weisswein und Brühe noch sehr flüssig. (Zürich, Oktober 2015)
Nach einer guten halben Stunde auf dem Feuer sollte die Sellerie-Mischung etwa so aussehen – jetzt kommt die Milch dazu.
Wir legen die Leber in krossem Zustand auf den Sellerie – und bestreuen sie lediglich mit etwas Fleur de Sel und weissem Pfeffer.
Hier haben wir uns mit einem Stück Kalbsleber beholfen – auch eine feine Kombination.
Sellerie und Milch, Leber und Niere vom Kaninchen – HOIO's Arbeitsblatt zu Rabbit Offal & Celeriac. (Oktober 2015)

First Publication: 17-10-2015

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