Geschichte. Das Rhizom von Medizinal-Rhabarber (zum Beispiel Rheum officinale oder Rheum palmatum) wird laut Wolfgang Franke («Nutzpflanzenkunde», S. 262) schon seit 4000 Jahren wegen der abführenden Wirkung seiner Rhizominhaltsstoffe medizinisch genutzt – zuerst in China. Von Asien aus gelangte der Rhabarber wohl in Römischer Zeit auch nach Europa. Die kulinarische Verwendung der fleischigen Blattstiele von Krausem Rhabarber (Rheum rhabarbarum) kam offenbar erst um 1750 in England auf. Der Name leitet sich laut den meisten Quellen von den lateinischen Worten rheum (Wurzel) und barbarum (der Fremden) ab.
Pflanze. Der Rhabarber (Rheum rhabarbarum; engl. rhubarb; franz. rhubarbe; span. ruibarbo) ist ein stattliches Kraut mit grossen, leicht gekräuselten Blättern, bis 70 cm langen Blattstielen und bis 2 m langem Blütenschaft. Rhabarber bildet von Mai bis Juni eine mächtige Rispe weisslicher Blüten aus. Im Herbst sterben die oberirdischen Teile der Pflanze ab und die Ruhephase beginnt. Im Frühling treibt der Rhabarber unterirdische Knospen aus. Ab April erscheinen die Blätter. Rhabarber gehört zur Famlie der Polygonaceae (Knöterichgewächse) und so ist er ein Verwandter des Sauerampfers.
Anbau. Die Rhabarberblätter werden in Europa laut Franke ab April bis Mitte Juni ausgebrochen. Die ab Mai erscheinenden Infloreszenzen werden in der Kultur entfernt, um die Wurzelstöcke nicht zu schwächen. Der Erntestopp Mitte Juni dient dazu, die Pflanze zu schonen, um sie im nächsten Frühling wieder beernten zu können. Die Rhabarberpflanze wird 8 bis 10 Jahre alt. Je nach Markt und Produzent werden verschiedene Sorten unterschieden – es gibt zahllose Namen: Himbeerrhabarber und Blutrhabarber, Holsteiner Blut, Esta, Frambozen rood, Gigant und Goliath, Rotstiel, Valentine, Canada Red, Rosara, Timberley Early…
In Mitteleuropa kommt Rhabarber vor allem ab April auf den Markt und bleibt bis etwa Mitte Juni im Angebot. In der Küche werden nur die Blattstiele verwendet – in den Blättern selbst soll der Gehalt an Oxalsäure so hoch sein, dass sie für den Menschen giftig sind. Auch die Stiele enthalten etwas Oxalsäure – jedoch weniger als etwa Spinat, Mangold und Sauerampfer. Oft heisst es, die Sorten mit einem grünen Stiel seien deutlich saurer als die rot- oder rosastieligen Exemplare. Herb schmecken sie alle – und alle haben sie den charakteristischen erdigen Rhabarber-Geschmack.
Rhabarber ist ein Gemüse – wird jedoch meist eher wie ein Obst verwendet und mit reichlich Zucker gesüsst. Oft liest man, es sei nicht nötig, die Fäden vom Rhabarber zu ziehen. Uns scheint es trotzdem, dass die Verarbeitung von abgezogenem Rhabarber einfacher gelingt. Ausserdem geht das Abziehen vom Stielansatz her sehr leicht von der Hand, ja es ist geradezu vergnüglich, dem Gemüse die dünne Haut in grossen Streifen vom Leib zu ziehen. Wir waschen den Rhabarber, lassen ihn abtropfen, schneiden Stielenden und Blattansätze weg und zerlegen die Stangen in mehr oder weniger kleine Teile.
Oft liest man, Rhabarber dürfe nicht mit Metall in Berührung kommen, denn die Säuren würden sich mit den Metallen verbinden und dabei entstünden giftige Stoffe. Wir können das nicht beurteilen, verwenden für die Zurichtung ein normales Messer, vermeiden aber Metallgefässe.
Rhabarber wird ausschliesslich in gekochtem Zustand verzehrt – roh schmeckt er ausserordentlich sauer und gilt als unverdaulich. Man kann fingerdicke Rhabarber-Stücke mit ein wenig Wasser dünsten – nach etwa fünf Minuten sind sie gar, nach zehn Minuten völlig weich. Rhabarber wird meist für süsse Konfitüren, Mus oder Kuchen verwendet – wir machen auch Suppen aus Rhabarber und geben ihn Risotto oder Schmorgerichten bei (zum Beispiel Lamm). Wir kombinieren Rhabarber gerne mit Ingwer, Safran oder Zitronenzeste.
Rhabarber hat einen relativ hohen Vitamin-C-Gehalt und wirkt leicht abführend.
First Publication: 25-4-2014
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