Terrine aus dem Kopf eines Spanferkels
In Frankreich bekommt man bei jedem Traiteur und auch in fast jedem Supermarkt eine Terrine, die Fromage de tête heisst und zur Hauptsache aus Fleisch vom Kopf des Schweines besteht. Fromage soll die Delikatesse heissen weil sie traditionell in der Form eines Käselaibs hergestellt wurde. In Frankreich alltäglich, bekommt man ähnliche Terrinen aber gelegentlich auch in anderen Ländern serviert. In der Mosel unter dem Namen Schwinnekääs, in Belgien als Tête pressée, in der französischen Schweiz als Tête marbrée und in der deutschen Schweiz – aus uns nicht bekannten Gründen – als Schwartenmagen. In Bayern und Österreich spricht man von Presskopf, in englischsprachigen Gegenden von Head cheese.
Traditionell dürfte Fromage de tête zu den Terrinen gehört haben, die man auch ohne spezielle Gerätschaften im Haushalt herstellen konnte – vielleicht wird sie deshalb im Jura auch Gelée de ménage genannt. Für heutige Begriffe mag die Kopf-Terrine wie ein grosses Projekt wirken. Tatsächlich aber ist sie eigentlich sehr leicht herzustellen – man muss ein bisschen planen und braucht ein wenig Zeit, beim ersten Mal vielleicht auch eine Portion Entschlossenheit, eine Hexerei aber ist es nicht.
Der Prozess hat für uns auch die Züge eines Rituals, das den rohen Schweinskopf ganz sachte in den Zustand einer überaus befriedigenden Speise überführt. Das hat eine gewisse Schönheit und Würde – die Auseinandersetzung mit einem Schweinskopf kann auch anders ausgehen, wie unsere erste Begegnung mit diesem kapitalen Teil des Tieres zeigt.
Viele Rezepte bereiten Fromage de tête unter Zugabe von Schweinsfüssen und oft auch Schwarte zu. Man kann die Terrine aber auch nur mit dem Kopf zubereiten, wie unser Rezept zeigt. Schon der Kopf eines Spanferkels, der 1.5. bis 2 kg wiegt, ist so ergiebig, dass sich daraus eine Terrine von mehr als 1.3 kg herstellen lässt. Ein Stück Charcuterie also, an dem man auch mit hungriger Hilfe seiner Entourage leicht eine Woche lang seine Freude hat. Wir servieren die Terrine gerne mit Senf oder einer kleinen Petersilien-Vinaigrette, reichen einen Salat dazu und etwas Baguette oder ein besonders gutes Knäckebrot aus Schweden. Die fertige Terrine reift indes nach und hat nach etwa vier bis fünf Tagen ein so würziges Aroma, dass man sie am liebsten ohne Senf und Vinaigrette verspeist.
Abkühlzeit der Lake 3 Stunden
Einlegzeit in der Lake mindestens 24 Stunden
Kochzeit 3 Stunden
Kühlzeit wenigstens 12 Stunden
1 kleiner Kopf vom Schwein, ca. 1.5 bis 2 kg
für die Lake
700 g Salz
240 g Zucker
Saft von 4 Zitronen
1 EL schwarzer Pfeffer, ganz
1 EL Wacholder
1 TL Gewürznelken
1 EL Muskatblüte
für den Sud
1 L Weisswein, trocken
1 dl Weisswein-Essig
2 grössere Zwiebeln, mit Schale, halbiert
3 Karotten, geputzt, in grösseren Stücken
1 Stange Lauch, geputzt, in grösseren Stücken
1 Bund Petersilie
2 TL schwarzer Pfeffer, ganz
1 EL Wacholder
1 TL Gewürznelken
2 getrocknete Chilis
für die Terrine
2 Bund Petersilie, nicht allzu fein gehackt
ev. 3 Blatt Speise-Gelatine
Gewöhnlich sollte die im Sud enthaltene Gelatine ausreichen, die Terrine zu festigen. Sie wird jedoch so nicht allzu kompakt, was aber durchaus geschmackliche Vorteile hat – und sie bleibt sehr wärmeempfindlich. Wer also auf Nummer sicher gehen will, wer vorhat, die Terrine über weitere Strecken zu transportieren oder aus anderen Gründen länger der Wärme auszusetzen (etwa auf einem Buffet), der kann (gemäss Angaben auf der Packung) etwa 3 Blatt Speise-Gelatine in den Sud geben.
First Publication: 15-2-2016
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