Mit seinen 3220 m ü. M. ist der Mont Déboulé der höchste Berg von Santa Lemusa. In seinem Innern schlummert ein Vulkan, den man lange für erloschen hielt. 1966 allerdings öffnete der Déboulé plötzlich einen Kanal und liess etwas Rauch und Asche in die Luft steigen. Seither wird er von Vulkanologen der Universität von Santa Lemusa verstärkt beobachtet. Die Wissenschafter rechnen jedoch nicht mit einem wirklichen Ausbruch.
Die Abhänge des Déboulé sind zu grösseren Teilen von dichtem Wald bewachsen, der sich lediglich zur Spitze hin lichtet. Es gibt verschiedene Grotten in dem Berg – die grösste heisst wegen ihrer Form Le grand Sofa und wird seit vielen Jahren auch archäologisch untersucht. Oft hüllt sich der Berg in dichten Nebel, was ihm auch den Namen Montagne fime («Rauchberg») eingetragen hat.
Der Name Déboulé soll vom französischen Wort dessouler abstammen, das den Prozess der Ausnüchterung beschreibt. Laut Jean-Marie Tromontis («Le chant des vents», S. 95) geht dies darauf zurück, dass aus viele Quellen am Berg ein leicht schwefelhaltiges Wasser austritt, das, in ausreichender Menge getrunken, offenbar die Ausnüchterung unterstützt. Früher soll es laut Tromontis unter Männern wie Frauen eine Tradition gewesen sein, nach Banketten zum Déboulé zu pilgern und dort im Rahmen einer Art Kur grosse Mengen von dem Schwefelwasser zu trinken. Jede Familie soll ihre eigene Quelle gehabt haben.
Das Déboulé-Gebiet ist auch die Heimat der Kloi, einer alten Bevölkerungsgruppe der Insel, die namentlich in den südlichen Ausläufern des Berges lebten, zum Beispiel an den Ufern des Lac du Boto.
Schnee auf dem Déboulé, das war bis 2011 ein völlig absurder Gedanke. Im Oktober 2011 aber dann war die Spitze des Berges eines Morgens plötzlich weiss – ein Phänomen, das auf Santa Lemusa einiges zu reden gab und schnell in Zusammenhang gebracht wurde mit anderen klimatischen Veränderungen, die man seit Juni 2011 auf der Insel hatte beobachten können. Den ganzen Winter hindurch schneite es immer wieder am Déboulé und man gewöhnte sich allmählich an den Anblick der weissen Spitze. Am 14. Januar 2012 erklommen zwei Touristen aus der Schweiz die Ostflanke des Berges mit Skiern und Fellen – eine Hobbyfotografin aus Nepal nahm bei einem Schneespaziergang ein Bild ihrer Spuren auf. Das Foto ging durch alle Medien und spätestens nun war jedermann klar: Das Jahr 2011 hatte eine dauerhafte Veränderung des lemusischen Klimas bewirkt.
First Publication: 2003
Modifications: 20-6-2012