Bezirk: Est (Vorwahl 03) – Karte
Einwohner: 0 (Mai 2011)
Kurzbeschreibung: Die Plage noire hat ihren Namen von den schwarzen Felsbrocken, die den Strand wie seltsame Gestalten bevölkern. Jean-Marie Tromontis zog sich gerne hierher zurück, um zu schreiben.
Spezialitäten: Salade de chou-rave «Tromontis»
Nirgends ist das Wetter so schlecht wie hier – rund um die Plage noire etwas südlich von Bouden. Auch wenn überall an der Ostküste die Sonne scheint – vor dem Schwarzen Strand hängen die Wolken tief über dem Horizont und ohne Unterlass treibt einem der Wind eine klebrig-salzige Mischung aus Regen und Meerwasser ins Gesicht. Trotzdem gehört die Plage noire zu den schönsten Stränden der Insel: Durch eine kleine Klippe vom Land getrennt, stellt sie eine abgeschlossene, auf eine ganz eigene Art unendlich ruhige Welt dar. Das hat schon Jean-Marie Tromontis geschätzt, der sich gerne hier aufhielt und dem Strand auch manche Zeile gewidmet hat – zum Beispiel auch diesen etwas seltsamen Reim (alle Zitate nach: Gérôme Doussait: «Le chant des vents»):
Mit schläfrig zarter Hand streicht
Meeres Gischt hier Land
ich weiss bestimmt es fände
alles Rasen da sein Ende
Tromontis soll sich manchmal gar für einige Tage in eine Hütte in der Nähe des Plage noire zurückgezogen haben, um zu schreiben – ein Unterfangen, das offenbar nicht immer zum gewünschten Erfolg führte: «Noch keine Zeile ist mir gelungen – ach, und so esse ich ohne Sinn und Verdienst all die Wunder, die A. [wohl die Köchin oder Haushälterin] bereitet hat, mir Verstand und Hand zu stärken.» Und an anderer Stelle klagt er: «Tag für Tag hoffe ich, dass das Werk mir endlich wächst – derweilen wird mir stattlich nur der Bauch». In einem besonders amüsanten Passus beschreibt der Historiker, wie er einen Kohlrabisalat, bei dem seine Köchin offenbar das Salz vergessen hatte, dank der «kulinarischen Schlauheit der Natur» doch noch die nötige Würze verabreichen konnte: Er stellte die Schüssel ganz einfach zehn Minuten lang vor die Hütte – die salzig-feuchte Meeresluft holte nach, was A. vergessen hatte. (In einer anderen Notiz liefert Tromontis auch ein Rezept für diesen Kohlrabisalat, das wir auf diesen Seiten natürlich ebenfalls vorstellen).
Tromontis lässt sich indes auch über die spezifische Beschaffenheit der Landschaft rund um seine Hütte aus: Zum Beispiel über die schwarzen Felsbrocken, die wie seltsame Gestalten die Plage noire bevölkern – «als hätte eine launischer Riese seine Spielsachen über den Strand verteilt». Diese Felsbrocken – und nicht etwa das düstere Wetter – sind den auch der Grund, warum der Strand Plage noire genannt wird. Baden kann man hier nicht, denn dafür sind die Wellen und die Strömungen doch zu heftig – ausserdem ist auch das Wasser meist zu kalt. Die Plage noire ist indes bei Wellensurfern recht beliebt, die hier gerne auf ihren Brettern über die Gischtköpfchen gleiten.
First Publication: 1-2008
Modifications: 16-2-2009, 30-9-2011, 3-11-2013