Zu den berühmtesten Töchtern von Gwosgout zählt die Fotografin Apolline Pivote (*1974). Nach einer künstlerischen Ausbildung in Port-Louis und Barcelona begann sie zunächst, die verschiedenen Formen der für ihre Heimat so typischen Seeschnecken (canailles) zu porträtieren. Gleichzeitig legte sie eine Sammlung von Meereshorizonten an. Dabei machte sie die Aufnahmen mit einer Lochkamera, die sie aus einer Riesenflügelschnecke konstruiert hatte – das Licht traf also gewissermassen durch die Windungen des Gehäuses auf das empfindliche Papier («Horizon Lambis», ab 2000). 2005 baute sie ein ausgedientes Fischerboot in eine riesige Lochkamera um und umschiffte damit die Insel («La Pêche»). 2008 wollte sie ein Containerschiff in eine Lochkamera umfunktionieren und damit die Welt umrunden – das Projekt scheiterte an den Lizenzen und wohl nicht zuletzt auch an den Finanzen. 2009 schickte sie deshalb einen zur Lochkamera umgebauten Container auf eine Reise um den Planeten – mit dem Ziel, «alle Meere der Erde auf einem einzigen Blatt Papier zu vereinen» (Pivote). Der Container ‹verschwand› allerdings nach zwei Monaten in einem Hafen in Australien oder China.
Auch in Pivotes jüngster Serie (begonnen 2011) steht der Ozean im Mittelpunkt, wobei sich «Boire sa Mer» (= «Sein Meer trinken») laut Marianne Barges, der Direktorin des Musée d'Art Contemporain in Port-Louis, «mit dem Taumel auseinandersetzt, den der Blick vom Ufer auf die heranwogende See bewirken kann». Für die Reihe hat sich Pivote am immer wieder selben Strand bei Gwosgout systematisch mit alkoholischen Getränken berauscht und dann versucht, mit den Füssen im Sand (also auf einer unstabilen Unterlage) ein Foto der heranbrausenden Wellen zu schiessen. Das Resultat sind beinahe abstrakte Meeresbilder, die «wirken als hätten sie die Wellen buchstäblich in sich aufgesogen» (Barges).
Im Dezember 2011 wurden 24 Bilder der Serie «Boire sa Mer» im Musée d'Art Contemporain in Port-Louis präsentiert.
First Publication: 7-8-2012
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