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Topinambur stammen ursprünglich aus Nord- und Mittelamerika und wurden dort schon vor Kolumbus wirtschaftlich genutzt. Zu der Frage, wie die Knolle nach Europa kam, finden sich viele sehr genaue aber auch sehr wiedersprüchliche Angaben - die sorgfältigste Darstellung findet sich vermutlich bei Bartha und Zuber («Haferwurzel & Feuerbohne» - S. 144). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Knolle wohl im frühen 17. Jahrhundert nach Europa gelangte und sich zunächst vor allem in Frankreich grosser Beleibtheit erfreute. Mitte des 18. Jahrhunderts allerdings wurde sie von der Kartoffel verdrängt, die sich mit höherem Ertrag anbauen liess. Heute werden Topinambur weltweit angebaut, spielen wirtschaftlich jedoch keine grosse Rolle.
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Topinambur ist eine bis 3 m hoch wachsende Staude mit verzweigten und rauen Stängeln. Die Blätter sind eiförmig, grob gesägt und auf beiden Seiten sehr rau. Die Staude bildet (in Mitteleuropa ab September) endständig gelbe Blütenkörbchen von 4 bis 8 cm Durchmesser, die an kleine Sonnenblumen erinnern können. Die Sprossenknollen haben je nach Sorte eine dünne gelbliche, bräunliche, rötliche oder bläuliche Schale und haben unterschiedlich unregelmässige Formen. Das Fleisch ist bei allen Sorten weiss oder elfenbeinfarben. In Mitteleuropa können Topinambur ab Oktober geerntet werden. «Der Topinambur lässt sich in Mieten oder Kellern nur schlecht lagern», schreibt Eva Troníčová («Gemüse», S. 80): «Es empfiehlt sich, die Knollen in der Erde zu belassen, und sie während der Wintermonate zu ernten» – solange der Boden nicht friert.
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Topinambur können gebraten, gekocht, gedämpft oder auch roh gegessen werden – wenngleich empfindliche Mägen schnell auf sie reagieren. Ob man sie mit oder ohne Schale essen will, hängt vom jeweiligen Rezept ab. Roh wirken sie eher wässrig und haben einen fruchtig-süsslichen, leicht nussigen Geschmack, der auch zu Fruchtsalaten passt. Gekocht verliert sich die Wässrigkeit und sie entwickeln ein Aroma, das viele an Artischocken erinnert. Die Meinungen über den kulinarischen Wert von Topinambur sind sehr unterschiedlich. Robert Habs und Leopold Rosner schreiben 1894 («Appetit-Lexikon», S. 528): Die «längliche, hökerige, rotschalige Wurzelknolle ist zwar roh von angenehmem, wie man sagt, artischockenähnlichem Geschmack, gekocht jedoch widerlich süss und kratzend». Hätten die zwei Herren bloss die Suppe der Herzog's gekostet.
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Es gibt verschiedene Erklärungen für den namen Topinambur. Manche halten ihn für eine französische Nachbildung eines indianischen Namens – andere meinen die Knollen seien (ebenfalls von den Franzosen) fälschlicherweise nach einem Brasilianischen Indianerstamm benannt, den Tupinambá. Die Bezeichnung Jerusalem-Artischocke soll laut der Internet-Enzyklopädie «Wikipedia» auf päpstliche Gärtner zurückgehen, die der Pflanze den namen girasole articiocco (Sonnenblumen-Artischocke) gaben. Engländer sollen dann gerusalemme statt girasole verstanden haben und schon war die «Jeruslam-Artischocke» geboren.
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Familie: Asteraceae (Korbblütler)
Gattung: Helianthus (Sonnenblumen)
Art: Topinambur
Wissenschaftlich: Helianthus tuberosus
Deutsch: Erdbirne, Erdapfel, Jerusalem-Artischocke
Englisch: Jerusalem artichoke, topinambur, sunroot, sunchoke, earth apple
Französisch: topinambour, artichaut de Jérusalem, truffe du Canada, poire de terre, Soleil vivace
Spanisch: tupinambo, topinambur, pataca, papa alcachofa de Jerusalén, patata de Judea
Italienisch: rapa tedesca
First Publication: 14-12-2010
Modifications: 5-10-2011