Haxen vom Lamm, geschmort mit Salzzitrone, Safran und Smen – ein Rezept zu Peter Polters Episoda 160314 Marrakech Rue Sidi Isshak
Die Tangia ist wahrscheinlich die bekannteste Spezialität von Marrakech. Der Name bezeichnet – wie auch im Fall der Tagine – den speziellen Topf, in dem das Gericht zubereitet wird: eine Art Amphore mit zwei Henkeln. Dieser Topf wird mit Fleisch (meist Lamm), Gewürzen, gesalzenen Zitronen, fermentierter Butter und etwas Wasser gefüllt, dann mit dickem Papier abgedeckt und verschnürt. So kocht die Tangia mehrere Stunden lang. Traditionell soll man die Töpfe in die warme Asche gestellt haben, die beim Beheizen von Hammams anfällt.
Für das nachfolgende Rezept braucht es erstens einen Topf, der sehr gut schliesst und keine Feuchtigkeit entweichen lässt. Wir verwenden einen schweren Topf aus Gusseisen mit einem innen gerippten Deckel, an dem Dampf kondensiert und wieder in das Gargut zurück tropft – alternativ auch eine klassische Tajine-Form. Zweitens braucht es eine Hitzequelle, die man so genau einstellen kann, dass das Fleisch wirklich nur ganz sanft köchelt. Wir stellen den Topf in den Ofen.
In Marrakech wird Tagina mit Smen gekocht, einer fermentierten Butter mit einem leicht käsigen Geschmack. Smen ist bei uns nicht zu bekommen – wir imitieren das Aroma indem wir gewöhnlich Butter mit etwas Blauschimmelkäse kombinieren.
Beim Kochen riecht es erst kräftig nach Safran, später dominieren die Zitronen. Nach der langen Kochzeit fällt das Fleisch vom Knochen, es ist zart, feucht und vor allem vom Aroma der Zitrone durchdrungen. In der Sauce spielt der erdig-blumige Safran die erste Geige. Das Fleisch schmeckt schwer und ein wenig bitter, die Sauce eher süss und leicht fruchtig. Die Partien des Fleisches, die während dem Kochen aus der Sauce ragen, sind etwa eingetrocknet und schmecken fast wie vom Grill.
Kochzeit 3 Stunden
4 Haxen (Stelzen) vom Lamm, ganz, ca. 1.4 bis 1.6 kg
10 Zehen Knoblauch (ca. 60 g), fein gehackt oder zerquetscht
120 g gesalzene (fermentierte) Zitrone, fein gehackt
1 knapper TL Salz
1 TL Kreuzkümmel, geröstet und im Mörser leicht zerkrümelt
1 g Safran-Fäden, kurz angeröstet und zerkrümelt
2 EL Smen (30 g, alternativ 1 EL Butter und 1 EL Roquefort oder ein anderer kräftiger Blauschimmelkäse)
Man kann die Tangia auch unter gelegentlichem Rühren in einem schweren und gut schliessenden Topf drei bis vier Stunden lang auf dem Herd köcheln lassen. Das Fleisch wird auch so zart, die Sauce sehr fein. Das Ergebnis aber ist glatter. Das Fleisch bekommt so nicht diese leicht ledrige Note, die es an der Luft im Ofen entwickelt. Und die Sauce ist weicher, sanfter, weniger intensiv. Ausserdem bringt man sich so um den feierlichen und aufregenden Moment, wenn man den Topf nach drei Stunden endlich öffnen darf.
First Publication: 13-6-2016
Modifications: