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Alsace Riesling Stentz-Buecher Grand Cru Steingrübler 2004

Unbewegt riecht der Wein intensiv nach einer sehr reifen Melone und nach einem sonnenbeschienen Steinfussboden. Mit der Bewegung kommt eine Idee Javel-Wasser dazu, dann Mandeln und ein Duft von Urin – Urin, wie es im Sommer riecht, wenn man zu wenig Flüssigkeit aufgenommen hat.

Im Mund ist der Wein leicht süss, mit sehr präsenter Säure und einer gewissen Bitterkeit. Die Konsistenz ist etwas ölig und klebrig. Trotzdem wirkt der Riesling auch irgendwie dünn und oberflächlich. Von innen nehme ich nacheinander einen hellen Pfirsich, dann Weihrauch und zuletzt im Angang Hustensirup wahr. Der Wein trocknet den Mund etwas aus, doch das sind vielleicht nur Nachwirkungen.

Heute war ich wieder bei meiner Zahnärztin und habe mir zwei marode Zähne soweit abschleifen lassen, dass sie in einer Woche mit Kronen besetzt werden können. Ich leide, natürlich auch dank einer Spritze, nicht sehr unterm Bohrer. Mich irritieren weit mehr die Gedanken, die mir dabei kommen. Ich denke an meinen Tod oder vielmehr an den Moment danach, wenn mir die ganzen Kronen und Implantate entfernt werden müssen, bevor man meinen Körper kremiert – wegen des Metalls, das sonst die Umwelt schädigen würde. Wie wird das geschehen? Mit einer Zange, einer Säge, einem Hammer? Ich möchte es wohl nicht wissen. Und ich werde es ganz bestimmt nicht spüren. Ich möchte aber auch kein Memento Mori durch die Welt tragen, sondern einfach ein paar schöne Kronen.

Einfälle lassen sich nur bedingt steuern. Das gilt auch für das Trinken von Wein. Mir drängt sich bei diesem Riesling immer wieder der Hustensirup auf – vor allem beim Kauen, aber auch im Nachklang.

Getrunken am Dienstag, 24. März 2015 in der Küche meiner Wohnung über dem Bahnhof Tiefenbrunnen in Zürich (Schweiz). Gekauft bei «Au Monde du Vin» in Saint-Louis (€ 20.30 im Oktober 2014).

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