Der Tiegerlilie stammt ursprünglich aus China - wächst heute aber in allen Weltengegenden. Die Pflanze wird bis 150 cm hoch und fällt vor allem durch ihre Blüten auf. Sie bestehen aus stark zurückgebogenen Blütenblättern, die zinnoberrot sind und dunkle Punkte aufweisen.Es gibt verschiedene Lilien und Taglilien (Hemerocallis), die essbare Teile produzieren - die Tiegerlilie ist die mit Abstand bekannteste. Und sämtliche Lilienprodukte, die wir bisher im Westen gefunden haben, stammen laut Aufschrift von der Tigerlilie. Ob allerdings immer Tiger drin ist, wenn auch Tiger drauf steht, sei dahingestellt.Die Tiegerlilie produziert essbare Blütenknospen und eine essbare Zwiebel, die beide in der chinesischen Küche, vor allem in der Heil-Küche ein gewisse Rolle spielen.
Die Blütenknsopen der Tiegerlilie kommen bei uns meist getrocknet auf den Markt – als dünne, 5 bis 10 cm lange Zweigchen von einer braunen bis rostroten Farbe, meist mit einem dickeren und einem dünneren Ende. Sie riechen blumig bis leicht grasig mit einer kleinen Schwarztee-Note. Vor Gebrauch sollten die Knospen etwa 30 Minuten in warmem Wasser eingewicht und dann kalt abgespült werden. Nach dieser Behandlung haben die Blüten einen leicht zitronigen Duft und ein ausgeprägtes, am ehesten moschusartig-blumiges, unterschwellig süssliches Aroma mit einem zitronigen Nachgeschmack. Sie würzen Suppen oder können Teil von rührgebratenen Speisen sein. Laut Deh-Ta Hsiung («Die chinesische Küche», S. 193) werden die Knospen der Tiegerlilie traditionell zusammen mit Shiitake-Pilzenverwendet. In Europa werden die Blüten meist als Knäuel von etwa 200 g, verpackt in Zellophantüten angeboten - und sind in jedem besseren Asia-Shop zu finden. Nach dem Öffnen halten sich die Blüten in einem luftdichten Gefäss mehrere Monate lang.
Die Zwiebeln kommen in Europa ebenfalls in getrockneter Form auf den Markt, meist in der Gestalt grösserer Flocken. Sie haben eine leicht schmutzige Elfenbeinfarbe und einen sehr charakteristischen, hellen Duft mit einer leicht metallisch-sauren Note. Will man sie weich bekommen, muss man sie wenigstens eine halbe Stunde in heissers Wasser einlegen und dann rund 15 Minuten oder länger kochen. Die Stücke haben dann immer noch Biss. Die getrockneten Flocken der Lilienzwiebel werden in Europa meist in Paketen von 100 g in Zellophan verkauft und zwar in jedem gut sortierten Asia-Laden. Martina Hasse und Jan-Peter Westermann («Die Chinesische Tempelküche», S. 226) empfehlen als Alternative: «Man kann aber auch aus dem eigenen Blumenbeet im Garten Taglilienzwiebelknollen (Feuerlilien) ausgraben und diese verwenden.»
Blütenknospen und Zwiebeln lassen sich in der Küche vielfältig einsetzen und geben den Speisen ein interessantes, mal eher blumiges, mal leicht fruchtig-säuerliches Aroma. Knospen und Zwiebeln sind auch eine traditionelle Zutat von«Buddhas Fest», einem reichhaltigen Klassiker der buddhistischen Küche.
Familie: Liliaceae (Liliengewächse)
Gattung: Lilium (Lilien)
Wissenschaftlich: Lilium lancifolium, Lilium tigrinum
Deutsch: Lliliensprossen
English: tiger lily (die Blüten heissen auch golden needles, die Zwiebeln lily bulp petals)
Französisch: fleur de Lis
Chinesisch: jin zhen, huang hua, bai he, bak hup
First Publication: 22-3-2011
Modifications: 6-10-2011