103. Flasche
Cahors Terrasses d'Autan 2014
Von aussen unbewegt riecht der Wein nach Alkohol und nach schwarzen Johannisbeeren. Mit der Bewegung kommt eine leicht steinige Note dazu, die Frucht verschwindet. Etwas leicht Säuerliches huscht durchs Glas. Im Mund ist der Wein eher säuerlich und etwas rauh mit einem säuerlich-alkoholischen Abgang. Von innen riecht er markant nach schwarzen Kirschen, das Aroma ist aber auf eigentümliche Weise wässrig. Der Wein hat kaum Körper und nach jedem Schluck bleibt eine leicht säuerlich-weinige und etwas schale Note im Mund zurück – ähnlich wie das bei gespritzten Weinen der Fall sein kann.
Eigentlich sollte ich jetzt im Flieger nach Lagos sitzen. Aber die nigerianische Botschaft wollte mir ohne ausdrückliche Erlaubnis des Informationsministeriums kein Visum ausstellen – und das Ministerium hat wochenlang nicht reagiert. So hat mich die afrikanische Bürokratie um ein Abenteuer gebracht. Immerhin aber war ich zwei Mal auf der Botschaft in Bern – und dort ist man ja auch schon halb in Nigeria, wenngleich Tram Nummer 3 gleich vor der Türe hält.
Mit der Zeit entwickeln sich die schalen Noten des Weins immer mehr – er wirkt als sei er mit etwas Chemischem versetzt worden oder als trinke man ihn an einer Tankstelle.
Getrunken am Dienstag, 23. Februar 2016 in der Küche meiner Wohnung über dem Bahnhof Tiefenbrunnen in Zürich (Schweiz). Gekauft bei «E. Leclerc» in Saint-Louis (€ 2.99 im Januar 2016).
First Publication: 23-2-2016
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