D | E  

Neuste Beiträge

HOIO und Cookuk

  • Das Tagebuch von Raum Nummer 8 (Susanne Vögeli und Jules Rifke)
  • HOIO-Rezepte in der Kochschule – das andere Tagebuch

Etwas ältere Beiträge

Grosse Projekte

Mundstücke

Gewürze aus Santa Lemusa

Abkürzungen

Die BOUTIK am Abend ihrer Eröffnung im Genfer Kunstraum Attitudes. (Bild Attitudes)
Die BOUTIK am Abend ihrer Eröffnung im Genfer Kunstraum Attitudes. (Bild Attitudes)

Genf - Boutik bei Attitudes

Im sechsten Heft von Attitudes («le journal» no 6, mai – juillet 2002) kündigt HOIO die Eröffnung seines ersten Verkaufsgeschäftes in den Räumlichkeiten des Genfer Kunstraums an. Schon im April beginnt das Konstruktionsteam von HOIO (Herzog & Altermatt) in Basel mit den Arbeiten an dem kleinen Bauwerk.

Die Konstruktion der BOUTIK

Für das architektonische Konzept der BOUTIK hat HOIO das Bureau Bleudemer gewinnen können – ein junges Architektenteam aus Santa Lemusa. Das Bureau Bleudemer hat auf der Insel bereits eine ganze Reihe von sehr verschiedenen Projekten realisieren können – und hat dabei in den letzten Jahren eine ganz eigene architektonische Sprache entwickelt.

Die Konstruktion der BOUTIK, eine sogenannte «construction cyclonique», trägt dem Umstand Rechnung, dass die Kleinen Antillen sehr oft von ausserordentlich heftigen Wirbelstürmen, sogenannten Zyklonen, heimgesucht werden. Im nordkaribisch-atlantischen Raum treten pro Jahr durchschnittlich sechs solche Stürme auf. Santa Lemusa wird immer wieder mal von Zyklonen gestreift, ungefähr alle vier Jahre aber auch voll getroffen. Die Auswirkung dieser tropischen Stürme ist ausserordentlich grausam: Heftige Winde reissen alles mit, was ihnen auf ihrem Weg begegnet. Sintflutartige Regengüsse überschwemmen Felder, Strassen und Häuser. An den unberechenbarsten Stellen brechen Sturzbäche hervor und Erdrutsche befördern ganze Bauernhöfe zu Tal. Vor den Küsten peitschen Sturmböen das Meer zu gigantischen Wellen auf, die mit Wucht auf die Strände und Hafenmolen krachen.

HOIO-Mitarbeiterin Franziska Altermatt beim Anmalen der BOUTIK, die nach Plänen des Bureau Bleudemer konstruiert wurde.
HOIO-Mitarbeiterin Franziska Altermatt beim Anmalen der BOUTIK, die nach Plänen des Bureau Bleudemer konstruiert wurde.

Die Boutiken von Santa Lemusa sind leichte Konstruktionen aus Holz, die einem heftigen Zyklon (wie zum Beispiel Louis von 1995) nichts entgegenzusetzen haben. Deshalb hat das Bureau Bleudemer die erwähnte «construction cyclonique» erfunden. Sie ermöglicht eine äusserst rasche Demontage und damit die Bewahrung des Materials, die Rettung der kleinen Architektur. Alle Wandbretter, die Regalteile und Fenster können mühelos aus der Rahmenkonstruktion gelöst und mit Hilfe eines kleinen Handwagens an einen sicheren Ort verbracht werden. Zurück bleibt der Rahmen, der sich ebenfalls in einzelne Elemente zerlegen lässt. Der Transport dieser Elemente würde einen grösseren Aufwand bedeuten, doch können sie leicht im Sand vergraben oder an einer kräftigen Palme angebunden werden - da die Binnenelemente ja herausgelöst wurden, bietet der Rahmen dem Wind kaum mehr Angriffsfläche.

Die Demontage des kleinen Bauwerks dauert allerhöchstens ein bis zwei Stunden - das ist schnell genug, denn die Pré-alerte (die zweite Vorwarnung nach der Stufe der Vigilance) wird auf der Insel meist vier bis sechs Stunden vor dem Eintreffen der Stürme ausgelöst. – Die BOUTIK von HOIO wird als eine klassische «construction cyclonique» nach Plänen des Bureau Bleudemer gebaut. In Europa sind derart heftige Stürme zwar die Ausnahme – die zyklonische Konstruktion aber hat für HOIO den Vorteil, dass das kleine Bauwerk äusserst leicht zu transportieren ist. Für die BOUTIK werden neun dunkelblaue Rahmenelemente konstruiert, in die Fenster, hellblaue Wandplatten sowie eine seitliche und eine frontale Durchreiche eingepasst werden können. Für die Innenausstattung werden Schränke und Regale für die Präsentation der Produkte gebaut, auf denen die Produkte präsentiert werden sollen.

HOIO's Boutik im Genfer Kunstraum Attitudes: Ladenfront und seitliche Bar.
HOIO's Boutik im Genfer Kunstraum Attitudes: Ladenfront und seitliche Bar.

Die BOUTIK bei Attitudes in Genf

Am Montag, 11. Mai wird die BOUTIK mit einem kleinen Transporter nach Genf verfrachtet und montiert. Am Dienstag, 12. Mai dann ist es soweit: HOIO weiht seine erste BOUTIK in den Lokalitäten des Genfer Kunstraums Attitudes ein. Zur selben Zeit wird eine Ausstellung eröffnet, in deren Mittelpunkt Le Gentil Garçon aus Lyon steht. Die Gäste sind äusserst zahlreich und lassen sich nicht nur die Eigenarten und Zubereitungstechniken der diversen Spezialitäten von Santa Lemusa erklären, sondern degustieren auch kleine, mit HOIO-Produkten hergestellte Häppchen oder vergleichen die verschiedenen Sorten Rum.

HOIO bietet in Genf eine breite Palette von Produkten aus Santa Lemusa an. Zu den Spezialitäten gehören fünf sehr unterschiedliche Sorten Reis, die von der Firma Dirilò produziert und von HOIO in der Schweiz für den Detailhandel abgepackt werden: der seidenfeine Chavala, der cremige Diri Benis, der unverwüstliche Doubout, der kräftige rote Lawouyé und Kratí, ein grüner Reis, der auch roh genossen werden kann. Von der Firma Divini Fruits & Légumes bezieht HOIO eine Reihe von Hülsenfrüchten mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften: Die kleine schwarze Dyab-la hat einen leicht süsslichen Geschmack, Flafla riecht eher erdig, die olivgrüne Lafime mit ihrem rauchigen Ton eignet sich hervorragend als Beilage oder für Suppen, Masu eher zum Pürieren und die Pwa Antik mit ihrer unregelmässigen Form bereichert jeden Salat.

Aus der Boutik Cho, die von Suzanne Confiant geführt wird, stammen Gewürze wie das leicht bittere Meriti, das scharfe Papok oder Kannèl mit seinem holzig-warmen Duft. Narial Industries stellt die elegante Kalparik-Milch her, die zu den unerlässlichen Zutaten der lemusischen Küche gehört. HOIO importiert Kalparik in Dosen verschiedener Grösse sowie als Pulver zum Anrühren. Dekolaj - Sikri épi Distlri schliesslich produziert die zwei Sorten Zucker, die HOIO im Angebot hat: den hellbraunen Kanklè und den beinahe schwarzen Bozan. Aus dem reichen Rum-Sortiment der Firma hat HOIO drei Qualitäten für den Import ausgewählt: Fiol ist ein einfacher brauner Rum, der aus Melasse destilliert wird. Der weisse Kokozyé wird ebenfalls aus Melasse gebrannt, gewinnt aber durch Lagerung an Aroma. Der Höhepunkt ist Drivayè, der aus dem ganzen Zuckerrohr destilliert und nach Jahrgängen eingelagert wird.

Die BOUTIK bleibt bis in den Sommer hinein in Genf. Am Freitag, 21. Juni kocht HOIO vor seinem Etablissement eine karibische Suppe mit den hauseigenen Produkten und bietet sie den Gästen von Attitudes an. – In «le journal» no 7 (September - Oktober 2002) zeigt HOIO Bilder von der Präsentation seiner BOUTIK im Genfer Kunstraum Attitudes. Ein Text beschreibt das Angebot von HOIO, die Ereignisse während der Vernissage und erklärt, welche Rolle kleine Kioske dieser Art im Alltag von Santa Lemusa spielen. Ein zweiter Text geht auf die spezifische Bauweise der kleinen Architektur ein.

Vernissage am 12. Mai 2002 im Genfer Kunstraum Attitudes.
Vernissage am 12. Mai 2002 im Genfer Kunstraum Attitudes.

First Publication: 5-2002 (vormals PJ009, PJ010, PJ012, PJ017, PJ021)

Modifications: 10-3-2009, 3-11-2011