Im Dezember 2002 realisiert José Maria im Kunsthaus Langenthal eine Begleit-Installation zu der Retrospektive mit Werken des Berner Künstlers Werner Otto Leuenberger, genannt WOL (5. Dezember 2002 bis 2. Februar 2003). Vor die Türe zum kleinsten Raum im ersten Obergeschoss des Hauses lässt er eine leere Leinwand spannen, deren Rahmen genau in das Gewände der Türe passt – so dass die Besucher diesen Raum weder betreten noch hineinschauen können. Durch den Stoff hindurch hört man allerdings ständig leise Geräusche.
In einer ersten Phase der Ausstellung ist das zunächst der Lärm aus einer Küche, dann aus einem Raum, in dem gegessen wird. In einer zweiten Phase belauscht man eine grössere Tischgesellschaft. José Maria formuliert mit dieser Installation «ein kleines Echo auf WOL», wie er sagt. In jüngster Zeit hat WOL nämlich immer wieder mal gültige Werke aus früheren Schaffensperioden übermalt – unter anderem auch einige seiner sogenannten «Köche». So wie wir in diesen Bildern von WOL nur noch ahnen können, was da einst dargestellt war, so zieht sich auch in der Installation von José Maria alle Erzählung hinter die Leinwand zurück – vermitteln die Geräusche nur noch eine ferne Ahnung des Geschehens.
Die erste Aufnahme wurde am Sonntag, 24. November 2002 anlässlich eines Treffens von Reinhard Storz, Samuel Herzog und José Maria in der Basler Wohnung von Storz aufgezeichnet – wobei wir zunächst nur Storz und Herzog hören, die ein Essen zubereiten und sich unterhalten. Die Aufnahme endet, als es an der Türe klingelt – und wir annehmen können, dass nun auch José Maria zu den beiden stösst. Die zweite Aufnahme wurde am Mittwoch, 8. Januar 2003 im Kunsthaus Langenthal anlässlich eines Essen aufgezeichnet, das José Maria für die Mitarbeiter der Institution kochte (Marianne Burki, Brigitte Jost, Dominique Fouet, Katharina Nyffenegger, Eva Inversini und eine weitere Dame). Als Vorspeise gab es Lonbrik mit verschiedenen Gemüsen, eine karibisch gewürzte Thunfischmousse, einen Kohlsalat mit Bananensauce u.A. Als Hauptspeise gab es einen (leicht angekohlten) Nwèsè- Reis nach einem Rezept von Henry Maté.
First Publication: 1-2003 (vormals PJ032)
Modifications: 11-3-2009, 17-6-2011