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Heute präsentiert sich der historische Hafen von Sentores mit seinen honigfarbenen Häusern sauber herausgeputzt.
Hafeneinfahrt mit einem motorisierten Schlauchboot.

Sentores

Bezirk: Centre Sud (Vorwahl: 05) – Karte
Einwohner: 13'546 (Dezember 2011)
Kurzbeschreibung: Einer der ältesten Häfen der Insel, dessen Mauern teilweise noch aus dem 10. Jahrhundert stammen, heute vor allem auch bei Jacht-Besitzern beliebt.
Spezialitäten: Kreuzkümmel («Chera de Sentores»), Pain de viande «Vama»Kajup de Sentores

Sentores gehört neben der Hauptstadt Port-Louis zu den ältesten Siedlungen von Santa Lemusa. Seine Ursprünge gehen, wie Untersuchungen der in einzelnen Abschnitten polygonal gefügten Hafenmauer im Oktober 2011 gezeigt haben, wenigstens auf das 10. Jahrhundert zurück (Ami Be Ortello: «Un mur pour l'éternité». In: «Revue historique», no. 79, 2012. S. 141-146).

Ein Kochbuch von 1651

Im 15. und 16. Jahrhundert muss Sentores bereits eine ansehnliche Siedlung mit einem aktiven wirtschaftlichen und kulturellen Leben gewesen sein. Man weiss indes nur wenig über diese Zeit und also steht auch der Fund eines Kochbuches («Le Cuisinier»), das 1651 in Sentores verlegt wurde, derzeit noch sehr isoliert da.

Strategisch gute Lage 

Ihre heutige Form erhalten Hafen und Dorf in den 1680er Jahren durch die Compagnie des Vingt (siehe Geschichte), die im Süden der Insel ein zweites Hauptquartier für ihren Handel aufbauen will. Die Wahl fällt wohl vor allem aus strategischen Gründen ausgerechnet auf diese Bucht: Vor der Einfahrt zum Hafen liegen kleine Inselchen (Les Sufnîles), die eine Art natürlichen Schutzwall bilden. Die Siedlung kann so vom offenen Meer aus mit Kanonen nur schwer beschossen werden – in jenen unsicheren Zeiten ein ungemeiner Vorteil. Die Compagnie lässt ein befestigtes Hafenbecken anlegen und errichtet entlang des Piers verschiedene Häuser aus Stein – einige dienen als Verwaltungsgebäude, andere als Wohnhäuser oder als Magazine.

Eingekeilt zwischen Hügel und Meer

Zum Land hin wird die Bucht von einer markanten, von dichtem Wald bewachsenen Hügelkette abgeschirmt. Unmittelbar dahinter beginnt das Marais de Sentores mit seinen Sümpfen und Teichen, seinen Kanälen und Reisfeldern. Eingekeilt zwischen dieser Hügelkette und dem Meer kann sich die Siedlung lange nur beschränkt entwickeln. Zwar entsteht hinter der Hafenzeile mit ihren schönen Häusern bereits im 18. Jahrhundert ein kleines Dorf – die Abhänge und Hügelkuppen dahinter aber bleiben bis in die jüngste Zeit hinein unbewohnt.

Ställe und Räucherkammern

Mit den Jahren zeigt sich auch, dass der Hafen für die immer grösser werdenden Handelsschiffe deutlich zu klein ist. In der Folge zieht sich die Compagnie des Vingt schon ab dem frühen 18. Jahrhundert sukzessive aus Sentores zurück. Zwar werden die Gebäude der Compagnie von der lokalen Bevölkerung für alle möglichen Zwecke genutzt – auch als Ställe oder Räucherkammern. Trotzdem zerfallen die Häuser mehr und mehr. Einen gewissen Wideraufschwung dürfte Sentores Mitte des 19. Jahrhunderts erlebt haben – zumindest gründeten Charles de Maisonneuve und Emile Duprat hier den ersten grossen Verlag von Santa Lemusa. Bereits 1889 allerdings werden Druckerei und Verwaltung nach Port-Louis übersiedelt – immerhin aber bleibt Sentores offizielle Adresse des Verlages. Über die folgenden Jahrzehnte ist wenig bekannt. Fotos aus den 1970er Jahren zeigen, dass die meisten Gebäude am Hafen von Sentores zu diesem Zeitpunkt fast vollständig in Trümmern liegen. Der desolate Zustand der Stadt im 18., 19. und früheren 20. Jahrhundert steht in einem seltsamen Kontrast zu den reichen Gutshöfen, die sich in der Umgebung finden und deren anhaltende Prosperität vom Verfall des Hafens offenbar nicht tangiert wurde. Zu diesen Höfen gehört auch Château Vama, der grösste Produzent des berühmten Kreuzkümmels aus der Gegend von Sentores («Chera de Sentores»).

Aufschwung als Jachthafen

In den 1980er Jahren kommt die Bucht von Sentores bei bei Skippern in Mode, die mit ihren Jachten immer öfter hier vor Anker gehen. Das veranlasst Senia Charpentier, eine Gastronomin mit südindischen Wurzeln, 1988 ein kleines Café in einem der wenigen, noch halbwegs erhaltenen Häuser des Hafens zu eröffnen. In ihrem «Café Bramana» serviert sie den Seefahrern Getränke und kleine, vegetarische Imbisse aller Art – mit solchem Erfolg, dass sie ihr Angebot mehr und mehr ausbaut. 

Touristische Attraktion

Senia Charpentiers Initiative macht Schule und im Verlauf der neunziger Jahre eröffnen am Hafen von Sentores allerlei kleine Läden, Cafés und Hotels. Das Angebot ist zunächst ganz auf die Bedürfnisse der Jacht-Besatzungen ausgerichtet – mit der Zeit jedoch machen vermehrt auch andere Touristen in Sentores halt. Die Einrichtung einer regelmässigen Bootsverbindung zwischen Sentores und der Hauptstadt Port-Louis macht den kleinen Hafen ab 1996 noch populärer. Trotz diverser Reparatur-Bemühungen seitens der neuen Benutzer bleibt der Zustand der historischen Gebäude jedoch äusserst desolat. Das ändert sich erst 1998, als die historische Hafenpromenade von Sentores von der Direction de l’Architecture et du Patrimoine (Ministère de la Culture et de la Communication) unter Denkmalschutz gestellt und dann zwischen 1999 und 2002 mit Hilfe der Fondation Glissant restauriert wird.

Heute präsentiert sich der kleine Hafen mit seinen honigfarbenen Steinhäusern sauber herausgeputzt – ein anregender und doch auch verträumter Ort, wo man gerne seine Füsse über dem Hafenbecken und seine Seele im Abendrot baumeln lässt.

Enormes Wachstum 

In den letzten Jahren ist die Gemeinde von Sentores ganz enorm gewachsen – stärker als jede andere Siedlung auf Santa Lemusa: Das Dorf hat sich entwickelt und an den Abhängen rundherum sind verschiedene Häuser und Villen entstanden. 1980 noch zählte Sentores kaum 2000 Einwohner – heute sind es mehr als 13'000! Trotzdem wirkt die Gegend nicht verbaut, denn viele der neuen Häuser liegen geradezu versteckt in den Wäldern rund um die Siedlung. Und die Bauvorschriften der Gemeinde sind so streng, dass sich der Charakter des Ortes wohl auch in nächster Zeit noch erhalten wird. 

Einst Handelszentrum der Compagnie des Vingt - unterdessen ein beliebter Ausflugsort: der historische Hafen von Sentores.
Steinhäuser am Meer.
Einzelne Mauer-Abschnitte im südlichen Bereich des Hafens sind sorgfältig polygonal gefügt und gehen wenigstens auf das 10. Jahrhundert zurück.
Steinhäuser am Meer.
Am nördlichen Rand des Hafens hat sich eine kleine Verteidigungsbastion erhallten, in der die lokalen Behörden die Rekonstruktion eines mittelalterlichen Katapults aufgestellt haben – wohl mit dem Ziel, etwas Ritterromantik nach Sentores zu bringen. Wegen ihres schönen Klangs berühmt ist die Glocke der Bastion – der kleine Turm trägt als Inschrift ein Gedicht: «Reisender, hörst du der fernen Glocke Klang / als wären es Worte, als wäre es Gesang / fremd der Name des Landes klingt / dem sie den Takt und die Uhrzeit singt / doch wo eine solche Glocke läutet / wird kein Fremder ausgebeutet.»
Ein Katapult und eine schwere Kugel aus Stein.
Die Bucht von Sentores ist heute bei Jacht-Kapitänen sehr beliebt.
Ein Katapult und eine schwere Kugel aus Stein.

Siehe auch

First Publication: 2-2008

Modifications: 17-2-2009, 6-9-2009, 30-9-2011, 18-9-2012