Gebäck mit Lotussamenpaste und Eidotter – ein leuchtendes Erlebnis zu Peter Polters Episoda 150829 Shanghai Nanjing Road
Mondkuchen sind ein ausnehmend schönes Gebäck, oft mit Schriftzeichen verziert und so behandelt, dass die Oberfläche glänzend goldbraun schimmert. Die Kuchen sind schwer denn sie sind meist mit einer süssen Paste auf Basis von Lotus-Samen gefüllt – und oft ist im Kern ein gesalzener Eidotter eingebacken, als Symbol für den Vollmond. Diese Kombination macht den Mondkuchen zu einem speziellen kulinarischen Erlebnis: Man führt die Zähne durch die relativ knusprige Oberfläche in die weiche Füllung und stösst dann auf die leicht verhärtete Masse des Eidotters – manchmal kann man auch die Salzkristalle spüren. Der Mund nimmt zuerst die an Croissants erinnernde Kruste wahr, dann die marzipandichte Füllung – und in deren Süsse blüht plötzlich der salzige Eidottergeschmack auf. Die süssen und die salzigen Aromen im Mund ergänzen sich zu einem geschmacklichen Erlebnis, das einzigartig ist, hell und dunkel zugleich, exaltiert und introvertiert – eine kulinarische Sonnenfinsternis.
Mondkuchen werden in China traditionell zum Mondfest im Herbst gegessen – sind aber das ganze Jahr hindurch ein beliebtes Geschenk, das man Verwandten und Freunden mitbringt. Die Kuchen sind rund oder quadratisch mit abgerundeten Ecken, sie messen meist 6 bis 8 cm im Durchmesser und sind 2 bis 4 cm hoch. Mondkuchen werden von spezialisierten Bäckereien hergestellt, sind oft aufwendig verpackt und werden relativ teuer verkauft. Je nach Region und Tradition gibt es sehr unterschiedliche Rezepte – auch solche mit salziger Füllung.
Der Legende nach sollen Mondkuchen im Rahmen der Han-Chinesischen Revolution zu Ende der Yuan-Dynastie eine Rolle gespielt haben. Sie sollen dazu gedient haben, versteckte Botschaften zu transportieren.
Das Zeichen für Mondkuchen setzt sich aus dem Zeichen 月 für Mond (yuè) und dem Zeichen 饼 (bǐng) für Kuchen zusammen.
First Publication: 4-9-2015
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