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«Tours et Détours»

Worum geht es beim Reisen? Was nimmt man wahr, wenn man unterwegs ist? Was hat welche Bedeutung? So lauten die Hauptfragen von «Tours et Détours» – theoretisch werden sie vor allem in der längeren Einführung diskutiert. Laut Polly Hegan sind «alle Hauptsachen während einer Reise grundsätzlich uninteressant» – was in einem argen Widerspruch zu der Neigung des Reisenden stehe, «sich immer wieder zu den Hauptsachen zu zwingen, sich zu disziplinieren». Im Gegenzug hält sie alle Nebensächlichkeiten für relevant – nehme doch nur «dank ihnen jede Reise eine ganz spezifische Gestalt an». Wer sich an die Hauptsachen halte, so Hegan, wolle gar keine eigene Reise erleben, sondern gewissermassen eine vorgefertigte Reise-Form erfüllen, ein «bereits im Voraus erzählte Geschichte mit dem eigenen Körper nachstellen.»

Laut Klappentext ist «Tours et Détours» die Geschichte von «einer, die immer schon zuerst an ihren Bauch gedacht hat». Tatsächlich spricht die Autorin immer wieder mit ihrem Bauch, manchmal aber auch mit ihren Händen – oder mit ihren Waden, Zehen, Kniekehlen, ja sogar mit ihrem Anus. Hegan versteht ihren Körper als eine Landschaft «mit Hügeln, Strassen, unterschiedlichen Vegetationszonen», die sich stets in einem Verhältnis zur Landschaft in der Umgebung definiert: «Wenn uns der Wind über den Nacken bläst, dann ist dieser Wind auch ein Wind im Wahrnehmungsraum unseres Körpers. Das produziert Reaktionen, es gibt Bäume, die sich biegen und Büsche die rauschen.»

Das Buch ist eine sehr heterogene Sammlung von Essays, kurzen Geschichten und Beschreibungen, die grösstenteils auf Reisen entstanden sind – wobei sich die Autorin natürlich fast ausschliesslich mit Nebenschauplätzen befasst. Es ist ein verwirrendes Buch, das sich ganz verschiedener Sprechweisen bedient. Manche Texte sind glasklar und ganz einfach geschrieben, andere sind mystisch verworren, kompliziert oder gleichen eher kurzen Notizen. Für eine durchgehende Lektüre eignet sich «Tours et Détours» kaum, dafür finden sich zu viele gänzlich unleserliche Passagen – trotzdem kann man da und dort seine Entdeckungen machen.

Polly Hegan: «Tours et Détours». Port-Louis: Librairie Port Louis, 2012. Auszüge aus dem Buch wurden 2013 von Deon Godet auf Deutsch übersetzt und als E-Book mit dem Titel «Wege und Umwege» publiziert.

First Publication: 13-6-2014

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