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Am Mastdarm

Nong Kai (Thailand) Hai Sok Pier
Anlegestelle beim Wat Hai Sok
Donnerstag, 20. Februar 2014

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Die genaue Quelle des Mekong ist unbekannt, liegt jedoch auf etwa 5000 Meter über Meer im Hochland von Tibet. Von dort fliesst der Strom zunächst durch die chinesische Provinz Yunnan und wird dann zum Grenzfluss zwischen Myanmar und Laos. Beim Goldenen Dreieck übernimmt Thailand für einige hundert Kilometer das Westufer des Mekong, der anschliessend quer durch Kambodscha fliesst, um schliesslich in Vietnam das Südchinesische Meer zu erreichen. Je nach Rechnung legt der Strom dabei insgesamt 4350 bis 4900 Kilometer zurück.

Während die Gegend zwischen dem Goldenen Dreieck und Luang Prabang, das in der französischen Kolonialzeit die Hauptstadt von Laos war, rege von Schiffen befahren wird, gibt es weiter südlich, im Isaan, nur noch wenig Leben auf dem Fluss. Ab und zu legen hier ein paar Fischer ihre Reusen aus, dann und wann schaukeln bescheidene Fischfarmen im Wasser, in denen sich schwarze oder rote Tilapia füttern lassen – und auf der Uferböschung sind manchmal kleine Gärten angelegt, in denen Tomaten, Koriander, Chili, Kohlköpfe, Kürbisse und Bohnen wachsen.

Mitten in dieser ländlichen Beschaulichkeit wirkt der Hai Sok Pier in Nong Kai wie ein Ameisennest. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang sind hier zahllose Männer dabei, mit grossem Tempo Waren zu verladen – kleinere Kisten lassen sie über Rutschbahnen schliddern, grössere Stücke oder empfindlichere Güter tragen sie auf ihren Schulter über Treppen und Stege. Fast im Minutentakt taumeln kleine, turmhoch mit farbigen Matratzen, Kühlschränken, Plastikstühlen, Kartons und Fässern beladene Boote über den Fluss. So ersparen sich die Transportunternehmen die Warteschlangen vor der 1994 errichteten Thai-Lao Friendship Bridge – und auch den Brückenzoll.

Je länger ich dem Treiben zusehe, desto mehr wird mir bewusst, dass sich die ganzen Güter hier nur in eine Richtung bewegen – von Thailand nach Laos. Die Boote, die vom laotischen Ufer her anrücken, sind ausnahmslos leer. Die Waren kommen mir nun wie Fleischstücke vor, die aus den Körpern der Lastwagen heraus gelöst, in Bewegung versetzt, neu gemischt und auf den Booten in eine frische Ordnung und Form hinein gepresst werden. Hier, am Hai Sok Pier, erscheint Thailand wie eine gigantische Produktionsmaschine – und Laos wie eine Wursthaut, wie ein leerer Mastdarm, der gestopft werden will.

Siehe auch

  • Ein Rezept zur Episoda: Larb Pet «Isaan» (Scharfer Salat aus gehacktem Enten-Fleisch mit getrocknetem Galgant, Kaffernlimette und Minze)
  • Episoda – eine Sendung für Santa Lemusa (Einführung)
  • Biographie von Peter Polter

First Publication: 28-2-2014

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