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Eckerö (Finland) Ekbolsviken
Bei Udden am Westufer der Meerespassage Ekbolsviken
Dienstag, 31. Juli 2012

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Die Art, wie wir stehen oder gehen hat einen eminenten Einfluss auf das, was wir denken. Legen wir zum Beispiel die Hände auf den Rücken und schreiten schnell und gerade, dann kommt uns die Welt sogleich wie eine grosse Kaserne vor, deren Personal uns zur Verfügung steht. Schleichen wir hingegen mit gesenktem Auge durch die Strassen, dann scheint sich uns bald jeder fremde Blick wie ein Gewicht auf die Schultern zu legen. Ob wir breitbeinig dastehen, oder uns auf einem Bein im Gleichgewicht halten – es macht einen riesigen Unterschied. Soviel zur groben Mechanik – die Verhältnisse lassen sich indes auch noch deutlich feiner schleifen. Wir können zum Beispiel gehen als wäre uns jeder Schritt eine Wonne, wir können uns ganz auf die Hüften konzentrieren, die uns vorwärts schieben – da kommen Frühlingsgefühle auf, schüttet uns irgendeine Drüse Glückshormone ins Gemüt. Natürlich hat das Gehen auch viel mit dem Untergrund zu tun, auf dem wir unterwegs sind – es ist etwas anderes, durch Schnee zu stapfen als über eine Wiese zu hüpfen, durch Kies zu waten oder über die Planken einer schwankenden Seilbrücke zu balancieren. Ob wir auf einem Flokati stehen oder sich unsere Füsse sich in den Sand der Waterkant eingraben – es ist mitnichten dasselbe. Also hängen natürlich auch unsere Gedanken direkt von dem Grund ab, der sich unter unseren Füssen befindet. Man könnte sich ja an dem Ort, wo man die meiste Denkarbeit zu leisten hat, eine Art Tuning-Orgel für die eigenen Reflektionen einrichten – einen Raum mit einem Boden, auf dem es einen Streifen Teppich neben einem Streifen Holz gibt, eine kleine Sandpiste, wackelige Steine, Styropor, Knetmasse, Watte, Scherben etc. Man könnte auch versuchen, sich über das Stehen und Gehen in gewisse Denkweisen einzustimmen. Wer zum Beispiel wie ein Elefant durch die Gegend stapft, der glaubt vielleicht bald an den eigenen Rüssel. Und wer durchs Wasser stakst wie eine Bekassine, der findet möglicherweise irgendwann auch Freude am Verzehr roher Würmer und Frösche – eine interessante Perspektive auf jeden Fall.

Siehe auch

First Publication: 23-6-2013

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