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Logbuch der «PS Narina»

Tag 43

Luft- / Wassertemperatur: -8°C (-24°C nachts) / 2°C

Windrichtung / Bft: Süd / 1-6

Gebiet: THOLI STAGNUM (weit und breit) – Seekarte der Reise

Kombüse: Seeteufel (4 kg) häuten, Kopf entfernen, vom Schwanz ein 800 g schweres Stück mitsamt Mittelgräte abschneiden und parieren. 2 EL Olivenöl erwärmen und darin andünsten: 1 fein gehackte Zwiebel, 2 Zehen fein gehackter Knoblauch, 1 entkernte und fein gehackte Chili, 100 g Karotte in kleinen Würfeln, 50 g Speckscheiben in Stiften. Ablöschen mit: 6 dl Rotwein, ½ dl Balsamico-Essig. Beigeben: 2 Zweiglein Thymian, 4 Stängel glatte Petersilie, 1 gehäufter EL Honig, Abrieb von 1 Zitrone und 1 Orange, 1 Lorbeerblatt, 3 Gewürznelken, 1 TL schwarzer Pfeffer. Aufkochen lassen, dann bei geringer Hitze 5-10 Minuten leicht reduzieren, abkühlen lassen und mit dem Fisch zusammen in eine Plastiktüte geben, gut verschliessen und im Kühlschrank 24 Stunden lang marinieren. Tüte immer wieder wenden. Seeteufel aus der Marinade heben, mit Küchenpapier trocken tupfen und 1 Stunde bei Zimmertemperatur warm werden lassen. Marinade durch ein Sieb giessen, Gemüse separat verwenden. Flüssigkeit zehn Minuten köcheln und dabei um ein Drittel reduzieren. Fisch salzen, pfeffern und mit etwas Mehl bestäuben. 2 EL Olivenöl erwärmen und den Fisch auf beiden Seiten anbraten. In eine ofenfeste Form geben und in den 220º warmen Ofen schieben. 15 Minuten garen und dabei immer wieder Marinade begiessen – so, dass zum Schluss keine Marinade mehr übrig ist. (Weitere Rezepte vom Smut der «PS Narina»)

Beobachtungen

Wenn ich die Augen schliesse, dann sehe ich um und um einen starren Horizont. Und in meinen Ohren höre ich, wie das Meer seine Wasser in sturer Wiederholung gegen mein Ufer treibt. Da ist weit und breit nichts zu sehen – unwahrscheinlich auch, dass an diesem Horizont je etwas auftauchen wird. Ich, die Insel, bin einsam, der Unbeweglichkeit meiner Horizonte ausgeliefert. Und doch steckt hinter der Kimme der Rest der Welt.

So wenig eine Insel scheinen mag, die nur aus dem Blau der Vorstellungskraft auftaucht, wenn man die Augen schliesst: Sie ist im Grunde eine absolute Masslosigkeit. Denn gerade weil sie nicht Teil dieser Erde ist, will sie ganze Welt aufs Mal verschlingen. Und gerade weil sie nicht einmal ein Pünktchen ist auf der Karte, ist sie die Länge und die Breite, die alles umfasst.

Nur wie fühlt sich wohl eine Ameise, die in der Realität aus Versehen ein Papierboot besteigt, um Wochen später, wenn sie endlich von Bord gehen kann, in einer Fiktion zu landen?

Nächster Tag (44)

First Publication: 17-8-2012

Modifications: 30-11-2012, 4-12-2012, 6-2-2013, 10-11-2014