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Logbuch der «PS Narina»

Tag 25

Luft- / Wassertemperatur: 24°C (23°C nachts) / 22°C

Windrichtung / Bft: Ost / 0-1

Gebiet: DANUBIA (leichter Chlorgeruch) – Seekarte der Reise

Kombüse: Goldenen Trevally (900 g) filetieren und häuten, salzen und pfeffern. Eine nicht beschichtete Stahlpfanne mit Aluminiumfolie auskleiden. 4 EL feines Buchen-Räuchermehl, 1 EL Wachholderbeeren, 1 EL Piment, 1 EL Pfeffer und vier zerdrückte Kardamomkapseln so lange erhitzen bis das Mehl zu rauchen beginnt. Fischfilets auf einem Gitter in die Pfanne setzen, Deckel auflegen, Hitze reduzieren. Nach 20 Minuten vom Feuer nehmen und weitere 20 Minuten im Rauch nachziehen lassen. 100 g Magerquark mit 2 EL fein gehacktem Dill, einer Prise Salz, etwas weissem Pfeffer, Zeste und Saft von ½ Limette zu einer Sauce verrühren. 1 grüne Gemüsepaprika in feinste Scheiben schneiden, mit etwas Salz und 1 EL Sesamöl vermischen. Paprika auf Teller verteilen, zwei Knäckebrot-Sticks darüber legen, Fisch darauf placieren und mit einem Kleckser Sauce servieren. (Weitere Rezepte vom Smut der «PS Narina»)

Beobachtungen

Wie nur sieht Oskar die Situation, was für eine Welt gaukelt ihm sein Gehirn vor? Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich mich nicht frage, ob ich in seinen Augen wohl ein grünes Weibchen bin und meine Füsse für seine Nase nach Salpeter riechen? Oder habe ich vielleicht nur eine von zwei Farben, die er unterscheiden kann – dafür aber bekommt er tierischen Hunger, wenn ihm der komplexe Duft meiner Hautschuppen in die Nase steigt? Sicher ist, dass Oskar und ich wohl nicht die gleiche Welt sehen, nicht dieselben Delikatessen erschnüffeln, nicht dasselbe Ekelpaket erschmecken und auch nicht die gleichen Töne hören, vom Hautgefühl ganz abgesehen – diese Tatsache allein lässt es sehr unwahrscheinlich erscheinen, dass wir eine gemeinsame Sprache finden werden, auch in hundert Jahren nicht. Ganz abgesehen von ein paar anderen Hindernissen.

Wer mit einer Ameise auf einem Papierboot unterwegs ist, der wird täglich daran erinnert, dass auch seine Sinne wohl keine Fenster zur Welt sind. Eher schon sind sie eine Art Blindenstock, dessen Vibrationen das Gehirn mit viel Phantasie in Vorstellungen übersetzt. Da fragt man sich dann und wann, ob man aus dieser etwas beklemmenden Tatsache nicht im Gegenzug auch die Freiheit ableiten könnte, seine Badewanne für einen Ozean zu halten und im Schaum ein noch unerforschtes Eiland zu entdecken.

Nächster Tag (26)

First Publication: 3-2-2013

Modifications: 9-4-2013, 11-11-2014