Harissa ist eine maghrebinische Gewürzpaste von mittlerer Schärfe, die je nach Rezept oder Marke etwas anders zusammengesetzt ist (das schärfste Harissa soll aus Tunesien stammen). Zu den festen Zutaten gehören frische oder getrocknete Chilischoten, Knoblauch und Salz. Manchmal kommen ausserdem Kreuzkümmel, Korianderfrüchte, Fenchel, Kümmel und getrocknete oder frische Minze hinein, öfters auch Olivenöl. Manche Mischungen enthalten zudem Zitronenschale, Essig, Zucker, Oliven, Tomaten oder aromatische Öle.
Viele Rezepte, die auf dem Internet vorgestellt werden, sind ein wenig abenteuerlich. Ein französisches Rezept, das identisch auf verschiedenen Seiten vorgestellt wird, empfiehlt den folgenden Zutaten-Satz: 250 g getrocknete Chili, 6 Zehen Knoblauch und 1 TL Kümmel – zweifellos eine ziemlich rassige Sache. Tatsächlich aber ist Harissa im Restaurant oder aus der Konserve nie extrem scharf – auch das Harissa der tunesischen Marke «Le Phare Du Cap Bon» nicht, das man als eine Art Referenz ansehen kann (die Konservenfabrik «Le Phare Du Cap Bon» am nord-östlichen Ende von Tunesien stellt seit 1946 Harissa her und gilt als der weltweit grösste Produzent dieser Würzpaste). Es ist also unwahrscheinlich, dass diese Saucen nur aus Chili allein hergestellt werden. Wer ein wenig weitersucht, findet auch bald Rezepte, in denen zwischen Gemüsepaprika und Chili unterschieden wird – eine Differenzierung, die zwar botanisch wenig Sinn macht, kulinarisch aber schon. Auch das Harissa «Le Phare du Kap Swè» aus dem Restaurant «Prince» in Ada, dessen Rezept wir auf diesen Seiten vorstellen, wird aus scharfen getrockneten Chilis und milden frischen Paprika hergestellt.
Harissa wird zum Würzen von Suppen und Saucen, Würsten (vor allem Merguez), Eintöpfen, Teigwaren, Tajines oder Couscous verwendet und im Maghreb oft zum Nachwürzen mit auf den Tisch gestellt.
Harissa diverser Marken, von der Fingerspitze gekostet – subjektive Eindrücke, kurz notiert.
Harissa «Wassila»: Eher scharf und ein wenig süsslich, auf eigentümliche Weise würzig, künstlich, schmeckt ein wenig nach altem Urin, eher unangenehm. Made in France. Gekauft bei «Géant Casino» in Saint-Louis. Verkostet am 5-11-2012.
Harissa «Avopri»: Sehr süss und ziemlich sauer, kein typischer Harissa-Geschmack, eher ein wenig wie Ketchup, ziemlich scharf, aber nicht unangenehm. Made in Holland. Gekauft bei «Globus» in Zürich. Verkostet am 5-11-2012.
Harissa «Samia»: Grobkörnig und extrem salzig, wenig Gewürzaroma, weniger scharf, ein wenig ölig, sehr unangenehm. Made in France. Gekauft bei «Géant Casino» in Saint-Louis. Verkostet am 5-11-2012.
Harissa «Kap Swè»: Klares Parika- und Chiliaroma, Knoblauch spürbar, frisch, eher würzig, strukturiert, nicht sehr scharf. Selbst gemacht in Zürich. Verkostet am 5-11-2012.
Harissa «Ferrero»: Klares Paprika- und Chilaroma, scharf, wenig Gewürzaroma, wenig Knoblaucharoma, schmeckt am ehesten wie das Harissa von «Le Phare du Cap Bon». Gekauft bei «Globus» in Zürich. Verkostet am 5-11-2012.
First Publication: 3-11-2012
Modifications: 6-11-2012, 17-5-2013