D | E  

Neuste Beiträge

HOIO und Cookuk

  • Das Tagebuch von Raum Nummer 8 (Susanne Vögeli und Jules Rifke)
  • HOIO-Rezepte in der Kochschule – das andere Tagebuch

Etwas ältere Beiträge

Grosse Projekte

Mundstücke

Gewürze aus Santa Lemusa

Abkürzungen

Das westliche Ende von Maioli, von der Fähre aus gesehen.
Ein blaugrünes Holzhäuschen.

Maioli

Bezirk: Centre Sud (Vorwahl: 05) – Karte
Einwohner: 787 (im ganzen Gebiet, Mai 2011)
Kurzbeschreibung: Auf der Flussinsel Maioli leben katholische Nonnen, in deren Alltag das Schwein eine zentrale Rolle spielt – nicht nur als Zuchttier, sondern auch in einzelnen Ritualen.
Spezialitäten: Schwarzer Senf («Moutad de Maioli»), Kurkuma («Meriti Kochon»), Judasohren, Moutad de Jenjam, Soupe de la Voleuse, Jarrets de Porc «Susanna», Pieds de porc St-Antoine

Gespiesen von verschiedenen Quellen am Ostrand des Marais de Sentores, entwickelt sich das Flüsschen Créo innert kürzester Zeit zu einem bis zu 5 Kilometer breiten Strom, der in der Fiston-Bucht mit Macht in den Ozean fliesst. Früher bezeichnete man den unteren Teil des Flusslaufs bereits als Baie du Fiston – heute aber weiss man, dass nur in besonders trockenen Perioden Meerwasser in die Flussmündung eindringt. Das nördliche Ufer der Créo ist wild und unbewohnt, am Südufer finden sich verstreut ein paar Farmen. Mitten im Strom liegen verschiedene Flussinseln, die grösste ist 4 km lang und heisst Maioli.

Die Soeurs Porcines 

Maioli erreicht man am besten mit der Fähre von Sarsum aus – einem kleinen Dorf am Südufer des Flusses, eigentlich eine Anlegestelle und ein paar wenige Häuser nur. Die Überfahrt dauert etwa 30 Minuten. Im Zentrum der Insel liegt das Kloster von Maioli – ein grosser Komplex, in dem heute noch etwa 125 Nonnen leben. Sie gehören dem Orden Notre Dame de Maioli (Ordo Beatae Mariae Virginis de Maiolia) an und werden wegen ihres besonderen Verhältnisses zum Schwein auf Santa Lemusa auch Soeurs Porcines genannt.

Gründung 1858

Der Orden wurde 1858 von der Heiligen Susanna von Maioli gegründet. Das Kloster stammt in seiner heutigen Form vorwiegend aus den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Der zentrale Kultraum ist eine luftige, von schön verzierten Eisensäulen getragene Halle, die eher an eine Markt-Halle denn an eine Kirche erinnert. Über dem Altar, der gewissermassen den Grundstein des Klosters darstellt, steht gross der Wahlspruch des Ordens: «Verba vera sunt in corde tuo et non in ore» («Die wahren Worte sind in deinem Herzen, nicht in deinem Mund»). In einiger Entfernung zur Kirche liegen flache Häuser mit überdachten Vorplätzen, die sich zu luftigen Kolonnaden zusammenschliessen – was ein wenig an die Architektur von Kasernen erinnert. Sie sind in einer für Maioli typischen Fachwerk-Bauweise errichtet. In einigen dieser Bauten leben die Nonnen, wobei sie sich kleine Wohnungen mit eigenen Küche teilen – die Nonnen von Maioli nehmen nur einen Teil der Mahlzeiten gemeinsam ein. In Häusern mit ganz ähnlicher Bauweise leben die Schweine von Maioli, die von den Schwestern mit grosser Aufmerksamkeit gepflegt werden (mehr dazu hier). Zwischen all diesen Gebäuden sind grosse Gärten mit Seerosen-Teichen angelegt, in denen nebst Blumen auch verschiedene Nutzpflanzen wachsen, die in der Küche des Klosters Verwendung finden.

Ein pragmatischer Orden

Die Soeurs Porcines sind ein geradezu demokratisch organisierter Orden – zwar unterstehen die Schwestern eine Äbtissin, doch werden alle wichtigen Fragen im Plenum zur Diskussion gestellt und manches durch Abstimmung entschieden. Diese Struktur soll bereits von der Heiligen Susannna eingeführt worden sein. Dazu passt auch die Form der Kirche, die eher einem Versammlungsraum gleicht. Die Schwestern von Maioli sind auch ein pragmatischer Orden, der nicht von Almosen lebt sondern seine Mittel selbst erwirtschaftet. Wichtigste Einnahmequelle ist das Schweinefleisch. Ausserdem besitzt das Kloster einige Felder auf dem Festland, die von den Schwestern eigenhändig bearbeitet werden – in erster Linie bauen sie Schwarzen Senf an, den sie zu verschiedenen Speisesenf-Spezialitäten weiter verarbeiten. Die «Moutad de Maioli» wird schon seit den Anfangszeiten des Klosters kultiviert und ist auf der ganzen Insel berühmt. Die Senf-Samen wurden bereits 1966 mit dem AOC-Zertifikat ausgezeichnet. HOIO importiert zwar nur die Samen und keinen fertigen Speisesenf – ein Rezept für einen typischen Maioli-Senf zum Selbermachen aber finden sie hier.

Schwein sei Dank

Die dritte Einnahmequelle der Schwestern ist ein hervorragendes Kurkuma oder Meriti, wie es auf Santa Lemusa genannt wird. Es wird erst seit den 1950er Jahren auf Maioli selbst in kleinen Plantagen östlich des Klosters angebaut. Laut Legende soll es ein Schwein gewesen sein, das bei der Nahrungssuche zufällig ein Kurkuma-Rhizom freilegte und die Schwestern so auf den Gedanken brachte, hier Kurkuma im grösseren Stil anzubauen. Das Kurkuma aus Maioli heisst deshalb «Meriti Kochon». Es wurde 1981 mit dem AOC-Zertifikat ausgezeichnet.

«Fussohren» und ein Restaurant

Ausserdem bauen die Schwestern am östlichen Ende von Maioli auch Speisepilze an: Judasohren (Auricularia auricula-judae), auf Santa Lemusa Orey di pié («Fussohren») genannt – wohl weil sie oft am Fuss von Bäumen zu finden sind. Der Ostteil von Maioli ist besonders feucht und baumreich, wobei die Pilze zum Teil auch auf abgestorbenen Stämmen gezüchtet werden. Nicht zuletzt betreiben die Soeurs Porcines auch ein kleines Restaurant, in dem sie vor allem am Wochenende zahlreiche Gäste mit Spezialitäten aus der Klosterküche bewirten – Ausflügler vor allem, die Maioli wegen des Senfs besuchen oder weil sie direkt vor Ort Schweinefleisch kaufen möchten.

Maioli erreicht man von Sarsum aus mit einer Fähre. Der Fluss ist hier so breit, dass man sich an trüben Tagen vorkommt wie auf dem Meer.
Draht, auf dem Pflanzen wachsen.
Die Créo ist auch reich an Fischen, die mit solchen Netzen gefangen werden.
Draht, auf dem Pflanzen wachsen.
Die Kirche im Zentrum der Kloster-Anlage stammt aus den 1890er Jahren und ist ein luftiger Versammlungsraum – was gut zur Struktur des Ordens passt.
Draht, auf dem Pflanzen wachsen.
Die Nonnen teilen sich kleine Wohnungen, die in flachen Reihenhäusern liegen und in einer für Maioli typischen Fachwerkbauweise errichtet sind.
Draht, auf dem Pflanzen wachsen.
Die Kloster-Anlage von Maioli gleicht einem grossen Garten mit Seerosen-Teichen und Beeten, in denen auch verschiedene Nutzpflanzen angebaut werden.
An Feiertagen oder wenn sie die Insel verlassen, legen sich die Nonnen grüne Tücher um die Schultern – das Kennzeichen der Schwestern von Maioli.
Das kleine Restaurant des Klosters ist vor allem am Wochenende gut besucht.

Rezepte aus dem Kloster Maioli

Siehe auch

First Publication: 20-9-2011

Modifications: