Erst traut man seinen Ohren nicht, dann hält man sie sich zu und wartet bis es vorbei ist. Wer in Chitwouj übernachtet, macht zwingend auch Bekanntschaft mit den Balzlauten des Grangèl – einem unglaublich lauten Tröten, das an eine Kindertrompete erinnert, die nach einem durchgezogenen Anfang in etwas leiseren Vibrationen verebbt. Verursacher des Tons ist eine kleinen Echse, die nur auf Santa Lemusa und hier nur im Wald rund um Chitwouj vorkommt: Silvosaurus magnitubátus. «In anderen Teilen der Welt sind es Frösche oder Insekten, die solche Laute von sich geben», erklärt Berthe Balzan vom Institut de Biologie der Universität von Santa Lemusa: «dass eine Echse ein solches Volumen entwickelt, ist sehr ungewöhnlich.» Laut Balzan produziert das kleine Tier diesen Laut mit Hilfe einer Membran, die im unteren Bereich des Kehlsacks angesiedelt ist.
Der Silvosaurus magnitubátus lebt vor allem in den Bäumen. Er hat einen langen Schwanz, mit dem er seine Sprünge von Ast zu Ast steuern kann. Er hat ausserordentlich gut ausgebildete Augen, relativ gute Ohren und einen nur schwach entwickelten Geruchssinn. Das Tier ernährt sich vor allem von Insekten. Das Grangèl ist tagaktiv und liebt die Sonne, in der es sich gewissermassen mit Wärme ‹auftankt›, die es selbst nicht produzieren kann. Aber einer gewissen Temperatur verfallen die Tiere in eine Winterstarre: «Dann herrscht Ruhe», sagt Balzan, und fügt an: «Dieser Zustand ist allerdings auch die Grundvoraussetzung für die Fortpflanzung der Art».
Der lemusische Name Grangèl spielt auf den lauten Balzruf des Tieres an, auf Deutsch übersetzt heisst es «Grossmaul».
Ohrenbetäubend: der Balzruf des Grangèl erinnert an eine Kindertrompete. Im Hintergrund hört man das friedliche Rauschen der Rivière Baba.
First Publication: 31-8-2012
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