Kap Shirahama
Je länger diese Mission dauerte, desto weniger verstand Maille, worum es eigentlich ging. Was bezweckte Hing mit seiner Reise kreuz und quer über den Planeten – und warum inszenierte V-Mann Aral eine solche Schnitzeljagd für ihn. Gab es da einen geheimen Sinn, den er nicht verstand – oder ging es nur darum, ihn beschäftigt zu halten? Wollte man ihn daran hindern, nach Hause zurückzukehren? Nur warum? Wenn die Katze fort ist, dann tanzen die Mäuse. Aber war er die Katze? Und wer waren die Mäuse?
Alles in dieser Geschichte schien sich Episode um Episode zu wiederholen, in immer neuen Variationen. Nur er selbst blieb er selbst. Und doch: War er denn noch der gleiche wie der, der vor Monaten auf der Corniche von Dakar seinen eigenen Schatten in der Brandung beobachtet hatte - voller Gewissheit, dass er in wenigen Stunden mit dem entführten Professor im Gepäck nach Santa Lemusa zurückkehren werde? Mitte des 9. Jahrhunderts schrieb der Kavalier Ariwara ein Tanka, das perfekt zu Mailles Situation zu passen schien:
Tsuki ya aranu
haru ya mukashi no
haru naranu
waga mi hitosu wa
moto no mini shite
Der Mond ein anderer?
Der Frühling nicht der Frühling
vergangener Tage?
Nur ich allein, dieser Leib
noch derselbe wie einst?
Gedicht und Übersetzung aus: «Gäbe es keine Kirschblüten…». Stuttgart: Reclam Verlag, 2009. S. 35. Hören Sie wie das Gedicht auf Japanisch klingt.