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Kinshasa, Académie des Beaux-Arts

Szene 4

In einem Nebel aus bläulich-grauen Mücken, die im harten Licht von Neonröhren schwebten, fand er die süsseste Passionsfrucht und schlürfte ihr Fleisch. Es war saftig, fast fauligreif und säuerlich-würzig wie das Fleisch, das er am Vorabend in einem Restaurant im «Bloc» gegessen hatte. Was das für ein Fleisch gewesen war, hätte er nicht sagen können – die Kellnerin sprach mal von boeuf, dann von porc und zuletzt auch von agneau.

Das einzige Fleisch, das Maille während seiner Fahrten durch Kinshasa im Angebot gesehen hatte, war wohl das einer Ziege gewesen: Grosse Fetzen, die an Schnüren von der Stange eines improvisierten Marktstandes hingen. Das Fleisch wirkte frisch – so frisch, dass Maille fast sicher war, dass die Ziege selbst bis zum Ort des Verkaufs gelaufen war. Der Ziegen-Bauer machte sich mit einem offenbar nicht sehr scharfen Messer an einem Schenkel zu schaffen, der auf einem Stück Zeitungspapier am Boden lag. Mit Hilfe von Holzstöcken und einem Tuch hatte er eine Art Paravent um seinen ‹Metzgertisch› errichtet, der wohl neugierige Blicke abhalten sollte – oder aber die Fliegen. Das kleinste Schlachthaus der Welt, dachte Maille.

Fleisch war ein absoluter Luxus in diesem Land und selbst für westliche Begriffe teuer. Eine frisch geschlachtete Ziege, und mochte sie auch auf einem Stück Zeitungspapier liegen, war folglich ein feierlicher Anblick.

Coeurs de Poulet à la Moambe

Menu Maille

Auch wenn ihnen kein Fernsehkoch je sein Lächeln schenken wird: Getrocknete Garnelen und gefrorene Hühnerherzen sind doch die Zutaten eines Menus, von dem man träumen kann – auf jeden Fall wenn man als Geheimagent im Kongo sitzt und nicht weiss, was man dazu sagen soll: